Ich habe überhaupt nicht geschlafen, dies könnte an dem einen Cuba Libre gelegen haben, denn ich gestern Abend zu viel getrunken habe oder daran, dass ich mit den Geräuschen des Dschungels einfach nicht schlafen konnte. Ich hörte alles Mögliche und dachte, dass die Tiere rings um mein Bett sind. Als ich die Taschenlampe anschaltete, sprang auch irgendetwas in den Fluss. Na gut, die Nacht wird ja auch einmal vorbei sein und tatsächlich gegen 5:00 wurde es langsam heller, die Vögel zwitscherten und die Brüllaffen brüllten. Sehr schön, aber ich war eigentlich nicht fit für den Tag. Trotzdem ging es um 6:00 zu einer Fahrt mit dem Einbaum los. Es war schön aber wir sahen wenig Tiere, ein paar Brüllaffen und ein paar Vögel. Nach der Rückkehr hatte ich eine Dreiviertelstunde Zeit bis zum Frühstück und da habe ich mehr geschlafen als die gesamte Nacht vorher und war nun einigermaßen fit für den Tag. Mit dem Motorboot ging es dann wieder entlang der Flüsse und Nebenflüsse und an einem sahen wir sehr viele blau-gelbe Aras. Sie sind schwieriger in den Bäumen zu sehen als man auf Grund der Farbe annehmen sollte. Wir hatten Gummistiefel aus dem Camp mitgenommen, um einen Spaziergang durch den Dschungel zu machen. Wir versuchten uns so gut wie möglich, gegen die Mücken zu schützen, aber es gab Millionen davon. Wir hatten die Regenjacken an und schwitzten, aber lieber schwitzen als gestochen zu werden. Sie stachen durch die Hosen durch und klebten in unseren Gesichtern. Ich hatte, glaube ich, noch nie im Leben den Moment, in dem ich lieber einen normalen Strandurlaub machen wollte, aber dies war ein Moment. Aber eigentlich war dies nur wegen der Mücken so, denn der Weg und was uns Derek erzählte waren sehr interessant. Wenn ich schreibe Weg, stellt man sich evtl. einen Pfad oder irgendetwas ähnliches vor, dies wäre falsch. Wir legten mit dem Boot an und da gab es Nichts nur Dschungel. Einer ging mit Machete voraus und wir hinterher, dabei mussten wir aufpassen, dass wir nicht im Morast versanken. Zweimal musste ich sehr stark am Gummistiefel ziehen, damit ich ihn aus dem Morast rausbekam. Ich würde mal sagen Abenteuer pur, aber glücklicherweise dauerte dies nicht so lange. Wir haben sehr gespürt bzw. eine Idee erhalten, was hier Dschungel bedeutet: der tägliche Kampf oder Krieg der Pflanzen ums Überleben bzw. ums Sonnenlicht. Es wurde eine spezielle Palme gefällt und wir aßen das Innere des Palmenstammes. Das Palmenherz wird eingelegt hier auch als Salat angeboten und nennt sich Palmito. Roh schmeckt es etwas wie ein Weißkohl. Lianen sind ein guter Wasserspender. Aus 3m Liane kann man einem Liter Wasser trinken. Wir probierten natürlich auch dies. Von einer weiteren Pflanze kauten wir auf dem Stengel und dies ist gut gegen Grippe und für die Leber. Der Dschungel ist ein wahrer Gemüse- und Kräutergarten. Alles ist für oder gegen etwas gut oder essbar. Glücklich den Mücken entronnen zu sein und total verdreckt, kamen wir wieder zum Boot. Wir stoppten kurz bei einem anderen Camp, in dem ein blau-gelber Ara lebte und so konnten wir noch ein paar Foto-Nahaufnahmen machen. Ich genoss 10 Minuten Hängematte und erfuhr dann, das ich völlig falsch drin lag. Um nicht Durchzuhängen in der Hängematte muss man eher quer drin liegen und dann liegt man auch wirklich gerade. Diese Info wird noch wichtig werden, denn wir werden auch noch eine Nacht auf unserer Tour in Hängematten übernachten. Auf dem Rückweg ins Camp stoppten wir bei einer Indianerfamilie. Sie leben wirklich mehr als einfach. Da sie schon immer gewohnt waren, den Abfall wegzuwerfen und dieser ja dann früher auch immer verrottet ist, werfen sie ihren Abfall auch heute noch einfach weg. Nur heute ist es Plastik und dieser verrottet nicht. Die Hütten sind mehr als einfach, mit Palmenwedeln gedeckt, drinnen hängen Hängematten zum Schlafen. Sie sind Selbstversorger, d.h. dann auch neben den täglichen Arbeiten gibt es wenig zu tun. Ein paar Indianer deckten gerade eine Hütte neu, Kinder spielten und andere genossen einfach das Leben. Bei der Abfahrt von den Hütten sahen wir wieder kurz Flussdelphine. Im Camp erwartete uns ein sehr gutes Mittagessen. Es gab Kürbismus und eine Art Spinat, was aber nur wie Spinat aussah, aber keiner war. Es hat sehr gut geschmeckt. Außerdem gibt es hier im Orinoco-Delta ein gut schmeckendes Brot aus Weizenmehl, Öl, Salz und Wasser, welches dann in einer Pfanne gebacken wird. Da es erst 15:00 wieder mit dem Boot raus ging, konnten wir noch ein schönes Mittagsschläfchen machen. Am Nachmittag war unser Ziel ein Savannengebiet. Die Fahrt dauerte eine Weile und dann änderte sich plötzlich die Umgebung. Statt des dichten Dschungels umgab uns nun eine Ebene mit Wasser bzw. Sumpf und Wasserlinien. Wir wollten hier Piranhas angeln. Jeder bekam eine Angelrute, also einen elastischen Ast mit einer Angelschnur und einem Haken dran, in die Hand gedrückt und es gab eine kurze Einweisung, wie man Piranhas angelt. Zuerst das Fleisch an den Haken und dies in das Wasser und danach mit der Angelrute auf das Wasser schlagen, damit die Piranhas wissen, dass es hier etwas zu Essen gibt. Wir standen also mit unseren Angelruten auf dem Boot, hatten diese wunderschöne Landschaft vor uns in wunderschönes Abendlicht getaucht. Wunderschön. Derek zog einige Piranhas aus dem Wasser. Wir anderen waren nicht so erfolgreich. Ich angelte einen größeren Fisch mit ca. 15cm Länge und einen Minifisch mit vielleicht 3cm Länge. Piranhas-Angeln ist 50% Können, 50% Glück und eigentlich 100% Spass. Eine Mitreisende angelte einige Mini-Piranhas und beim Lösen eines Fisches schnappte er zu und Biss sie in den Daumen. Es blutete sehr und zeigte eindrücklich wie scharf die Zähne eines Piranhas sind. Nachdem die Sonne untergegangen war, fuhren wir wieder zurück zum Camp. Es wurde ein ruhiger Abend und wir gingen früh ins Bett. Ich hoffe sehr, dass ich die Nacht schlafen kann.
Auf Grund der Aktivitäten und dem Wetter müssen wir eigentlich fast täglich Hosen oder T-Shirts waschen, die dann wegen der Feuchtigkeit nicht trocken werden. Der Ratschlag von Derek war, mit den dreckigen Kleidung duschen und reinigen und dann gleich nass anlassen, da sie am Körper am besten trocknen. Das haben wir natürlich gleich ausprobiert und ja es funktioniert sehr gut. Natürlich am besten mit Kleidung, die nicht aus Baumwolle ist.
Das Schlimmste heute ist, dass in meine Kamera Wasser eingedrungen ist und ich auf dem Monitor nun nicht mehr sehe, was ich fotografiere und welche Einstellungen ich gerade habe. Mist Mist Mist. Jetzt werde ich morgen versuchen, die Kamera zu trocknen und evtl. funktioniert sie danach wieder. In drei Tagen kann ich auch eine neue Kamera kaufen, denn in Santa Elena, eine Stadt Nähe der Grenze zu Brasilien gibt es Läden, die Kameras verkaufen. Mal schauen wie sich dies entwickelt und evtl. habe ich ja Glück…
Hasta luego Birgit