Schon vorm Frühstück machte jeder kleinere Spaziergänge über die Ranch und hoffe, noch dass eine oder andere Tier zu entdecken. Um 8:00 gab es dann ein gutes Frühstück und um 9:00 ging es los Richtung Orinoco-Delta. Die Fahrt führte durch endlos flaches Land mit Kühen oder ohne, wir sahen Störche und andere Vögel. Nach einer guten Stunde waren wir in San Juan de Buja. Einem kleinen Ort am Rande des nördlichen Orinoco-Deltas. Es gab einen kleinen Hafen bzw. eine Bootsanlegestelle, davor war ein kleiner Platz, der Marktplatz und Umsteigeplatz vom Auto ins Boot und Busabfahrtsplatz war. Die Menschen sahen anders aus, es waren Warao-Indianer. Wir stiegen in ein Boot und fuhren zu unserem Camp, dem Orinoco Eco Camp. Lt. Reiseplan hätten wir eigentlich eine Nacht bei den Warao-Indianern wohnen sollen und nur die zweite Nacht im Camp. Derek meinte, dass die Warao-Indianer nichts haben und dies extrem einfach gewesen wäre und dass für viele schon das Camp sehr einfach sein wird und deshalb die lokale Reiseagentur beschlossen hat, zwei Übernachtungen in dem Camp zu machen. Und es wird sich herausstellen, dass dies eine sehr gute Entscheidung der lokalen Reiseagentur gewesen ist. Das Camp ist sehr schön. Der Eigentümer, ein Palästinenser, hat hier die Bäume nicht einfach abgeschlagen, sondern er hat versucht, das Camp in den Wald hinein zu bauen. Es gibt einen Gemeinschaft-Platz/Ort/Raum, in dem kann man gemütlich in der Hängematte liegen, sitzen und essen. Auch die Küche ist gleich dort. Nebenan sitzen die Papageien auf einem Baum, auf der anderen Seite ist ein Baum mit Webervögel, an der Decke hängen kleine Fledermäuse. Über Bretterwege erreicht man die Zimmer. Die Zimmer sind ganz einfache mit Palmenwedeln gedeckte Hütten. Sie stehen direkt am Fluss. In den Hütten steht ein Bett mit einem Moskitonetz, ein Tisch und ein Schemel. Es gibt keine Tür und kein Fenster. Das Dach reicht bis zum Boden, d.h. alles ist offen und man ist mitten in der Natur. Genial. Aber was ist mit Tieren? Falls welche kommen, gibt es kein Hindernis, welches sie davon abhalten könnte, einen Besuch abzustatten. Naja, dies ist nicht meine Lieblingsvorstellung. Wir begannen unseren Besuch mit einem Kartenstudium und einigen Berichten von Derek über Venezuela. Zuerst stellten wir fest, dass eine in Deutschland und eine in Venezuela gekaufte Karte über Venezuela, Venezuela unterschiedlich darstellt. Da Venezuela ein Gebiet von Britisch-Guayana beansprucht, ist dieses auf der in Venezuela gekauften Karte mit drauf und nur ein leicht gedruckter Hinweis stellt klar, dass dies nur ein Gebiet ist, auf welches Venezuela Anspruch seit 1966 erhebt. Venezuela ist mit seinen Nachbarstaaten Kolumbien und Brasilien über Straßen oder Flugverbindungen verbunden und damit kennen sich diese Länder. Zu Britisch-Guayana gibt es überhaupt keine Verbindung und man weiß in Venezuela wohl auch wenig über dieses Nachbarland. Es ist der unbekannte Nachbar. Ob diese Unwissenheit über das Nachbarland mit den Gebietsansprüchen zu tun hat, weiß ich nicht. Es könnte aber auch einfach nur sein, dass das Grenzgebiet einfach nicht zugänglich ist, da es dichter Dschungel ist. In Venezuela gibt es heute noch ein paar Indianerstämme: Die Guajiros sind nördlich von Maracaibo im Nordwesten von Venezuela, die Yanomami im Bundesland Amazonas, die Pemon in der Gran Sabana, die Warao im Orinoco-Delta und weitere. Wir sind also jetzt hier im Gebiet de Warao-Indianer. Das Wort Warao ist in der Sprache der Indianer zwei Wörte: wa bedeutet Kanu und arao bedeutet Menschen. Nach dem Mittagessen fuhren wir kurz mit dem Einbaum über den Fluss und wechselten dann ins Motorboot. Der Orinoco spaltet sich in viele große Flussarme auf und wir sind hier in einem Mininebenfluss, der aber immer noch sehr groß ist. Wir sahen insgesamt nicht so viele Tiere. Ein paar fliegende Papageien und Tukane waren erst einmal die Ausbeute für den Nachmittag. Dann konnten wir vom Boot aus im Orinoco baden. Ich wollte erst nicht baden. Das Wasser ist braun durch die mit geschwemmte Erde und ich weiß nicht, welche Tiere neben den Piranhas im Fluss sind. Aber gut, wenn es angeboten wird, kann es ja nicht so gefährlich sei. Also rein in den Fluss und es war super. Kaum aus dem Wasser raus, sahen wir zwei Flussdelphine. Wir sahen sie zwar immer nur recht kurz auftauchen, aber der Versuch sie mit der Kamera zu erwischen, hatte alle Mitreisenden in den Bahn gezogen. Die Sonne ging langsam unter und wir fuhren zurück zum Camp. Zwischendurch machten wir noch einen kurzen Badestopp und schwammen den Orinoco-Mininebenfluss flussaufwärts der Sonne entgegen. Was für ein schöner Moment. Im Camp freuten wir uns auf das Abendessen und Millionen Mücken ebenfalls und auf uns. Das ist der Nachteil hier. Ich habe mittlerweile drei verschiedene Mückensprays und -cremes, da man sich ja nicht alles auch ins Gesicht und auf die Kleidung sprühen kann. Und ich habe trotzdem noch Stiche, aber glücklicherweise sind die meisten Stiche nach kurzer Zeit wieder weg. Derek hat am Abend die Mücken gesammelt, die sich auf seinem Arm niedergelassen hatten und dabei ist ein kleines Häufchen zusammen gekommen. Er ist wohl immun gegen die Stiche und nimmt nicht einmal Mückenschutz. Ich hatte ja schon berichtet, dass es auf dem Boot im Mochima-Nationalpark eine Kühltasche mit Getränken gab und genau so eine Verpflegungstasche gab es heute Nachmittag hier auf dem Boot auch, also mit Wasser, Eistee, Cola und Rum. Cuba libre gab es den weiteren Abend… Mehr als oh oh oh schreibe ich darüber mal nicht 🙂
Hasta luego Birgit