Bis auf die Geräusche des Waldes war in der Nacht und auch heute Morgen wenig zu hören. Wir frühstückten wieder etwas früher, heute war es 6:30. Kurz nach 7:00 ging es los und unser erster Stopp war eine Kaffeeplantage. Im Gegensatz zu Kakao, der ganzjährig geerntet und verarbeitet wird, gibt es bei Kaffee eine Erntezeit und die ist zwischen November und Januar, d.h. aktuell ist Hochbetrieb und wir konnten alle Maschinen in Aktion sehen. Dafür hatte Besitzer der Kaffeeplantage für uns keine Zeit und so erklärte uns Derek wieder alles Notwendige. Auch hier gingen wir zuerst auf die Plantage und sahen überall die reifen Kaffeekirschen. Auch diese kann man essen, was wir natürlich direkt probierten. Die Ernte erfolgt durch viele fleißige Helfer. Es werden dazu Körbe benutzt, in die 25kg Kaffeekirschen passen. Ein sehr guter Pflücker schafft an einem Tag, 4 dieser Körbe zu füllen. Ein Strauch kann nicht mit einem einzigen Mal abgeerntet werden, da die Kaffeekirschen des Strauches zu unterschiedlichen Zeiten reifen, d.h. ein Strauch wird zur Erntezeit bis zu vier Mal abgeerntet. Von der Kaffeeplantage ging es in die Fabrik. Hier verarbeitet der Besitzer eigene Kaffeekirschen und bietet diesen Service auch anderen Kaffeebauern an, die keine eigenen Verarbeitungsmaschinen haben. Von der Anlieferung werden die Kirschen direkt in eine Maschine mit Wasser gepumpt, die die Kaffeebohnen aus den Schalen lösen. Danach geht es in eine Art Waschmaschine, in der die feine Ummantelung der Kaffeebohnen abgewaschen wird. Dann erfolgt die Trocknung. In der Fabrik, die wir heute gesehen haben, erfolgte die Trocknung maschinell. Nach der Trocknung wird das kleine Häutchen entfernt, welches die Kaffeebohne umgibt. Vor der Röstung müssen die Bohnen nach Größe sortiert werden, weil sonst nicht alle Bohnen gleichmäßig geröstet werden können. Nach der Sortierung kommen die Kaffeebohnen in Säcke und sind so mehrere Monate lagerfähig und werden so auch exportiert. Die bisher genannten Produktionsschritte erfolgen täglich aber nur während der Erntezeit. Die Röstung der Bohnen erfolgt in der Fabrik jeden Tag und es ist der Schritt, an dem man wohl am meisten falsch machen kann. Direkt nach der Röstung haben die Bohnen noch nicht ihr Kaffeearoma entfaltet, dies kommt erst, wenn die geröstete Bohne noch einmal 24 Stunden gelagert wurde. Ja dies war doch wieder einmal sehr interessant. Von der Kaffeeplantage ging es in die Guácharo-Hölle, bei der wir ja gestern Abend schon waren, als die Guácharos die Höhle verließen, nachdem die Sonne untergegangen war. Heute liehen wir uns Gummistiefel und gingen mit einem Führer in die Hölle. Sie ist beeindruckend groß. Viel sahen wir nicht, da es auf Grund der Guácharos keine Lampen in der Höhle gibt und wir nur mit einer kleinen Gaslampe unterwegs waren. Neben den Guácharos leben in der Höhle auch Fledermäuse, Ratten, Insekten und Fische. U.a. lebt dort eine Grillenart, die hier in der Höhle längere Fühler gebildet hat als ihre Artgenossen, die außerhalb der Höhle wohnen. Auch ein Zwischentier zwischen Krabbe und Spinne lebt in der Höhle, dieses Tier hat Mini-Scheren wie eine Krabbe, ist aber eine Spinne. Durch die Führung in der Höhle werden die Guácharos unruhig und flattern umher und man hört ihre Warnschreie und ihr Sonar-Geräusch. Wir gingen weiter als Alexander von Humboldt in die Höhle und irgendwann gab es einen Übergang in einen anderen Höhlenbereich, dort gab es keine Guácharos mehr, die Luft war frischer und es war total ruhig. Was für ein interessant Eindruck, kein Geräusch zu hören. Auf dem Rückweg habe ich mich etwas geärgert, da unser Reiseleiter und der Führer sich die ganze Zeit unterhielten, dabei war es doch so traumhaft, ohne Menschengeräusche durch diese Höhle zu gehen und nur die Guácharos zu hören. Zu dritt ließen wir uns etwas zurückfallen und konnten so doch noch etwas in diesen Genuss kommen. Während wir in der Fabrik und in der Hölle waren, hat es wieder geregnet, dabei haben wir doch gestern alle unsere Teller leer gegessen. Aber es wurde dann nach und nach besser, bis wir blauen Himmel und Sonnenschein hatten und dies nicht nur kurzzeitig. Wir verließen die Berge im Norden und fuhren in ein Gebiet, welches Llanos genannt wird. Dieses hat riesige Ausmaße und ist grösstenteils topfeben und ist das Gebiet, in dem Viehzucht betrieben wird. Auf dem Weg zu der Ranch, wo wir heute Nacht übernachten werden, stoppten wir in einem kleinen Ort. Wir aßen auf dem Markt gefüllte Empanadas. Sie waren einmal mit Fleisch und Bohnen und auch mit Leber gefüllt. Sie waren sehr gut. Dann bestand Bedarf, Rum zu kaufen. Rum gibt es hier in Likörläden. Der Verkauf erfolgt meistens nicht im Laden, sondern der Laden ist vergattert und der Verkauf erfolgt durch das Gatter durch. Dies ist wohl ein Schutz gegen Diebstahl und Trunkenheit. Derek schaffte zwei Dinge, einmal, dass der Besitzer, der gerade seinen Laden geschlossen hatte, seinen Laden noch einmal öffnete und außerdem durften wir in den Laden hinein. Derek erklärte kurz, welcher Rum gut ist und welcher nicht. Danach wurden kurz Mitbringsel gekauft und dann ging es weiter zur Ranch San Andrés. Die Ranch gehört zwei Franzosen und sie halten Kühe zur Fleischerzeugung. Früher hatten sie Milchkühe, aber seit die Regierung von Hugo Chavez einen festen Milchpreis festgesetzt hat, zu dem man die Milch nicht produzieren kann, wird keine Milch mehr produziert. So läuft es hier in Venezuela öfter. Es wird ein fester Preis von der Regierung für ein Produkt festgesetzt, zu diesem Preis kann das Produkt nicht produziert werden und deshalb wird es dann auch nicht mehr produziert und dann gibt es einen Mangel an diesem Produkt. Unvorstellbar. Auf der Ranch gibt es neben den Kühen auch weitere Tiere in Käfigen (Affen, Papageien, Kobras) und frei rumlaufend (Schildkröten, Leguane). Alles Tiere, die es hier in den Llanos gibt. Am Nachmittag gab es noch einen kleinen Ausritt. Da ich auf einem Pferd noch nicht so oft saß, war der kurzer Ausritt genau recht für mich. Wir waren nur zu zweit, die mit Derek und zwei Cowboys losritten. Es war traumhaft schön. Wie schon gesagt, die Llanos hier sind topfeben. Wir sahen die Kuhherden, das saftige Grün der Weiden und es war super Abendlicht. Fotolicht. Nur musste ich feststellen, dass sich der Pferdesattel nicht eignet, um ruhig schöne Fotos zu machen. Zum Abendessen gab es gegrilltes Fleisch und dies war richtig gut.
Hasta mañana Birgit