Was für ein schöner aber auch anstrengender Tag… 5:30 klingelte wieder einmal viel zu früh der Wecker, aber für eine Durchfahrt durch den Panamakanal stehe ich gern so früh auf. 6:00 ist der bestellte Taxifahrer am Hostel in Casco Viejo und fährt mich für 10 USD zum Amador Causeway und dort zum Abfahrtsort La Playita des Schiffes. Es ist 6:15, ich sollte 6:30 da sein, aber aktuell sind wir nur 10 Leute. Dies können noch nicht alle sein. Ich bekomme ein Bändchen um das Handgelenk, welches kennzeichnet, dass ich durch den ganzen Kanal fahren werde. Es gibt auch Passagiere, die nur die Hälfte des Weges mitfahren. Außerdem gibt es einen Punkt auf das T-Shirt, welcher kennzeichnet in welchen Bus ich am Ende für die Rückfahrt einsteigen soll. Bändchen und Punkte mag ich, wie ich schon geschrieben habe, gar nicht, aber gut. Nach und nach kommen die anderen Passagiere und wir legen dann erst 8:00 mit dem Schiff ab. Schätzungsweise sind 100-120 Leute auf dem Schiff, die meisten sind mit einer Reisegruppe unterwegs und nur ein paar Individualreisende sind darunter. Zuerst geht es entlang des Armador Causeway Richtung Kanal, vorbei an dem futuristisch aussehenden Museum, welches von Frank Gehry gebaut wird und welches der eine deutsche Reiseleiter mit der Elbphilharmonie in Hamburg wegen der explodierenden Kosten und dem immer wieder verschobenen Bauende verglichen hat. Nach dem der Schiffsführer für den Panamakanal an Bord gekommen ist, kann es losgehen. Der Panamakanal ist der einzige Wasserweg, auf dem die Schiffskapitäne vollständig die Kontrolle über ihre Schiffe abgeben. Hier im Kanal gibt es eigens ausgebildete Schiffsführer, die die Schiffe durch den Kanal fahren. Wir fahren zuerst unter der Brücke „Los Americas“ hindurch, sie war die erste Brücke, die die beiden Kontinente Nord- und Südamerika verband. Erst jetzt wird mit bewusst, dass ich mit meinem Besuch in Panama-Stadt Südamerika erreicht habe. Panama-Stadt liegt wie Istanbul auf zwei Kontinenten. Es gibt nur zwei Brücken, die die beiden Kontinente verbindet. Die Schiffe bekommen einen Timeslot für Ihre Durchfahrt zugewiesen und sie dürfen erst durch den Kanal fahren, wenn das Geld für die Durchfahrt auf dem Konto der Kanalgesellschaft gelandet ist. Kein Geld, keine Durchfahrt. Wir fahren hinter dem Frachter „Baltic Heather“ hinterher mit dem wir gemeinsam durch die ersten Schleusen fahren werden, die uns von 0m auf 26m bringen werden. 26m ist das Level des Gatún-Sees. Der Gatún-See ist ein Stausee, der mit dem Bau des Panamakanals entstand. Die „Baltic Heather“ ist groß, aber später wird sich herausstellen, dass sie klein war. Es waren zwischen der Wand der Schleuse und dem Schiff auf beiden Seiten mehrere Meter Platz. Wir fahren also durch die Miraflores Locks und durch den Pedro Miguel Lock. In den Schleusen werden die Schiffe von kleinen Loks festgehalten. Ich dachte, dass diese Loks die Schiffe in die Schleusen ziehen, aber nein die Schiffe fahren selbst. Die Loks sind nur dazu da, die Schiffe beim Steigen bzw. Sinken des Wasser in der Schleusenkammer und der damit verbundenen Wasserbewegung festzuhalten. Dann fahren wir durch die zweite Brücke hindurch und erreichen den Gaillard Cut. Wo heute kleine Hügel sind, waren früher Berge, die weggesprengt wurden. Dies ist auch der Teil der Panamakanals der neben den Krankheiten Gelbfieber und Malaria die Franzosen zur Aufgabe des Baus des Panamakanals zwangen. Die Franzosen planten eine Durchfahrt vom Atlantik zum Pazifik ohne Schleusen. Die USA bauten den Panamakanal weiter inklusive Schleusen. Für die USA war der Panamakanal einmal der wichtigste Transportweg auch interamerikanisch, d.h. es war besser/schneller/günstiger Waren von der Ostküste zur Westküste oder umgekehrt über den Panamakanal zu transportieren als durch die USA. Die USA schleppten das sogenannte Elefantengras ein. Es hat giftige Substanzen und wird deshalb von den hier lebenden Tieren nicht gefressen und breitet sich aus. Elefanten können die giftigen Substanzen essen und verdauen, d.h. um Herr über das Elefantengras zu werden, müssten Elefanten hier angesiedelt werden. Verrückt. Beim Gaillard Cut verlassen die Passagiere das Schiff, die nur die halbe Fahrt gebucht haben. Für die anderen geht die Fahrt mit dem Mittagessen weiter. Es gab auch schon Frühstück und später gab es noch Kaffee und Kuchen. Es begann der gemütlich Teil der Fahrt noch durch den Gaillard Cut und dann über den Gatún-See. Es ist total erstaunlich, dass es hier überhaupt nicht industriell aussieht, sondern alles sehr grün ist. Ich hatte mir auch vorgestellt, das die Schiffe wie im Stau hintereinander fahren, aber nein es kommt ab und an ein Schiff und vor den Schleusen warten sie auf ihre Durchfahrt. Wir kamen auch an einem Kran vorbei, den die USA einmal als Reparationszahlung von Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg erhalten hatte. Der Kran ist wohl fähig, ein Schiff aus dem Wasser zu heben. Ich weiß aber nicht, bis zu welcher Größe von Schiffen dies möglich ist. Am Gatún-Lock angekommen fuhren wir hinter dem Kreuzfahrtschiff „Legend of the seas“ ein und ja, wenn Ihr auf das Foto schaut, auf dem obersten Deck des Kreuzfahrtschiffs ist eine Kletterwand. Da ist in der Schleuse sogar ein Kletterer hochgeklettert. Wie verrückt ist das denn? Das Kreuzfahrtschiff hatte wohl noch ca. 70m Platz bis zu jeder Wand der Schleuse. Genau wie der Frachter „Korean Lily“, der hinter uns in die Schleuse einfuhr. Dadurch dass die beiden Schiffe so breit waren, dauerte deren Ein- und Ausfahrt aus den drei Schleusen des Gatún-Locks eine ganze Weile und es war schon fast dunkel als wir die Schleusen verließen und nach Colón fuhren. In Colón waren wir dann ca. 19:00. Wir stiegen in Busse und fuhren zurück nach Panama-Stadt. Auf dem Schiff traf ich einen deutschen Reiseleiter, der in Panama-Stadt wohnt. Gemeinsam mit einem anderen Deutschen tranken wir bei ihm zu Hause in Casco Viejo ein Bier auf den Tag. Er wohnt super genial direkt in der Altstadt mit schönem Blick auf die Plaza de la Independencia. Todmüde bin ich dann in mein Bett gefallen.
Hasta mañana Birgit