Ich weiß nun, dass ich mich wohler fühle, wenn ich eine grüne Schlange aus 20cm Entfernung mit einer Scheibe zwischen ihr und mir sehe, als wenn ich sie sehe, wenn sie 2m über mir im Baum hängt oder sich 2m neben mir langsam den Baum hinabschlängelt. Aber wieder einmal alles der Reihe nach…
Ich bin heute mit einem Shuttlebus von Grayline von San José nach Santa Elena gefahren. Ich hatte gestern das Ticket dafür gekauft und natürlich auch gefragt, wie lange die Fahrt dauern wird. Die Antwort war 3 Stunden. Rein rechnerisch, wenn wir 7:00 starten, wäre ich so zwischen 10:00 und 11:00 in Santa Elena gewesen. Irgendwie hat der Mann, der mir die Fahrtdauer nannte, wohl nur die reine Fahrzeit gesehen und unbeachtet gelassen, dass man fast zwei Stunden aus San José heraus braucht und dass die Busfahrer eine Stunde Pause unterwegs machen. Also dauerte die Fahrt insgesamt 6 Stunden. Ich bin also so kurz vor 7:00 vom Gran Hotel gelaufen, habe noch geschwind etwas beim Bäcker gekauft und im Gran hotel einen Cortado (= Espresso mit Milch) getrunken und dann ging es los. Die erste Stunde war ich allein im Bus, aber wir hatten San José ja auch noch nicht verlassen. Die Einbahnstraßen und der morgendliche Stau und die Engstirnigkeit der Autofahrer, die ich ja von Deutschland kenne, aber hier heute morgen wiedererkannt habe, waren der Grund dafür. Keiner lässt dem Anderen auch nur einen halben Meter Platz beim Autofahren und lieber wird ein Deadlock riskiert als nachzugeben. Der Fahrer des Busses hupte wie verrückt, aber warum sollte es dadurch schneller gehen? Irgendwann waren wir bei den anderen Hotels und hatten alle Fahrgäste eingesammelt. Wir fuhren dann Richtung Norden und ich merkte, dass wir den gleichen Weg zurück fuhren, den ich von Nicaragua gekommen war und dies ganze 150km, d.h. ich hätte evtl. auch eher aus dem Bus aus Nicaragua aussteigen können und direkt nach Santa Elena fahren können. Na gut, für mich war es halb so schlimm. Ich genoss die Fahrt. Es wurde dann eine Pause bei einem Restaurant eingelegt, die Busfahrer bekamen ihr Mittagessen, dies erinnerte mich doch direkt an Kuba. Wir Passagiere machten Fotos der in den Bäumen sitzenden Aras, aßen oder tranken auch eine Kleinigkeit und die meistens Passagiere standen dann um die Fernsehgeräte, in denen die Zusammenfassung der Fussball-WM-Qualifikationsspiele von gestern kam. Ich hatte gestern in einem Café gesehen, wie Portugal oder besser wie Christiano Ronaldo, Schweden um den Traum zur WM zu fahren, gebracht hat. Nach einer Stunde wurden wir in den Bussen neu verteilt und ein kleiner Bus fuhr nach Santa Elena. Wir fuhren durch wunderschöne Landschaft und wieder hoch in die Berge. Ich sah einen bunten Tukan vom Bus aus. Und irgendwann waren wir wieder einmal auf einer unbefestigten Straße. In Santa Elena waren wir dann ca. 13:00. Ich ging in das Hostel „Pension Santa Elena“ und machte einen Spaziergang durch Santa Elena, der nicht sehr lange dauerte, da Santa Elena ein Nest ist und ohne die Touristen evtl. nicht einmal auf einer Karte eingezeichnet wäre. Auf Grund der günstigen Lage in der Nähe des Nebelwaldes und des Monteverde Reservats gibt es hier eine gewisse touristische Infrastruktur. Und genial an dieser ist, dass es hier einen Supermarkt gibt, in dem es mit Schokolade umhüllte Kaffeebohnen gibt. Sehr gut, da läuft mir ja beim Schreiben schon wieder das Wasser im Mund zusammen. Die Tüte ist aber schon leer … Ja und dann habe ich mich für heute Abend gleich zu einer Nachttour angemeldet. 17:30 wurden wir im Hostel abgeholt und nicht weit außerhalb von Santa Elena ging es in den Wald. Wir sahen insgesamt vier Faultiere, eine Spinne, zwei grüne Schlangen, je eine weibliche und männliche Stabheuschrecke, zwei dicke grüne Raupen, eine Tarantel, zwei Skorpione, einen Kokon eines der wunderschönen blauen Schmetterlinge, die ich im Museum in San José gestern schon gesehen hatte, sowie schlafende Vögel. Dies war schon richtig beeindruckend. Die Faultieren waren zwei einzelne Tiere und eine Mutter mit ihrem Jungen und sie waren jetzt in der Nacht ganz schön aktiv. Übrigens verlassen sie ihren Baum nur einmal pro Woche, um auf dem Waldboden auf Toilette zu gehen. Ist das Geschäft verrichtet, geht es wieder diesen oder einen anderen Baum hinauf. Man fragt sich natürlich unwillkürlich, warum tun sie dies? Der Grund ist, dass ihr Geschäft einen gewissen Geruch hat, den ihre Feinde riechen. Würden sie hängend am Baum ihr Geschäft verrichten, würden ihre Feinde schneller ihre Position herausfinden und da Faultiere nicht sehr schnell sind, wäre dies für sie eine Gefahr. Klingt logisch. Oder? Die Spinne war wohl eine Banana Spider und den Namen der grünen Schlange habe ich vergessen. Vergessen habe ich auch, ob die Spinne oder/und die Schlange giftig sind. Also am besten mit beiden nicht in Kontakt kommen. Gleiches gilt für die Tarantel, die zwar sehr kuschlig aussieht aber es nicht ist. Die Stabheuschrecken sind kaum, von einem Ast zu unterscheiden. Die weiblichen Stabheuschrecken sind wesentlich größer als die männlichen Stabheuschrecken. Die weibliche Stabheuschrecken, die wir gesehen haben, war ca. 20cm groß. Den männlichen Stabheuschrecken geht es nicht besonders gut, sie sind klein und nach dem Sex werden sie gefressen. Das Leben kann schon echt hart sein… Nach zwei Stunden war die Tour vorbei und ich war echt beeindruckt. Es war wirklich toll, diese Tiere zu sehen.
Hasta mañana Birgit