Von León nach Granada und Granada Tag 1

Am Sonntag Abend war plötzlich Musik, von der Straße her im Hostel in León zu hören. Ich hatte diese Musik schon einmal gehört und schnappte mir geschwind meine Kamera und konnte ein Foto der ca. 4m großen Frau aus Pappmaché machen, die durch die Straßen getragen wurde. Zu der großen Frau, die in normale westliche Kleidung gekleidet ist, gehört eigentlich noch ein sehr kleiner Südamerikaner mit einem großen Kopf. Die Frau symbolisiert dabei die Größe und Pracht der spanischen Eroberer, die innerlich hohl ist. Der kleine Südamerikaner soll das große Wissen der einheimischen indigenen Bevölkerung zeigen. Im Museum für Legenden und Traditionen hatte ich erfahren, dass gerade aktuell die Saison für diverse Feste beginnt und dass ca. am 8.Dezember hier ein großer Umzug und Wettbewerb mit diesen großen Figuren in León ist.

Am Montag ca. 10:30 startete dann mein Shuttlesbus von León nach Granada. Ich war die letzte Passagierin, die an ihrem Hostel abgeholt wurde und saß erstmal vorn beim Fahrer und hatte so einen schönen Blick auf die Landschaft, durch die wir fuhren. Wir passierten auch Managua, aber wie schon von anderen Reisenden berichtet, war hier nicht viel Sehenswertes. 15:00 waren wir in Granada. Ich wohne hier im Hostel Oasis. Hier habe ich drei Australierinnen wieder getroffen, mit denen ich vor acht Wochen im selben Hostel in Oaxaca in Mexiko war. Wir wussten, dass wir uns schon einmal gesehen hatten, brauchten aber etwas Zeit, um den genauen Ort zu bestimmen. Im Hostel sind am Dienstag auch wieder die drei Mädels eingezogen, mit denen ich den Ausflug zur Laguna de Asososca in León gemacht habe. Bei ihnen wurde mittlerweile versucht ins Auto einzubrechen und zwar im Nationalpark des Masaya Vulkans am dortigen Museum. Glücklicherweise ist nur das Auto beschädigt, aber nichts ist gestohlen wurden.

León und Granada waren historisch verfeindete Städte. Diese Feindschaft gipfelte im 19.Jahrhundert in einem Bürgerkrieg. Auch im 20.Jahrhundert zu Zeiten Somozas und der Sandinisten hat eine Stadt mehr Somoza unterstützt und die andere mehr die Sandinisten. Managua als heutige Hauptstadt liegt fast genau in der Mitte zwischen den beiden Städten, dies ist wohl nicht ganz unbeabsichtigt.

Für den gestrigen Tag hatte ich eine Tour gebucht und habe dann den Tag mit einer super netten Reisegruppe von GAP, einem kanadischen Anbieter verbracht. Das Konzept von Gadventures ist, dass Bus und Übernachtung bei einer Reise fest sind und vor Ort kann man dann machen, was man möchte. Ich habe auf meiner Reise schon einige Gruppen von Gadventures getroffen, diese sind immer sehr international. So auch gestern. In der Gruppe waren Kanadier, US-Amerikaner, Belgier, eine Dänin und ein Schweizer. Wir fuhren zuerst zum Masaya Nationalpark. Auf dem Weg dorthin passierten wir auf der Straße ein totes Pferd, welches am Straßenrand lag und von Geiern umlagert wurde. Ob es ein Unfall war, ich hatte auch schon einige tote Hunde am Straßenrand gesehen, oder das Pferd zu schwach war, ich hatte schon einige sehr abgemagerte Pferde gesehen, weiß ich nicht. Im Masaya Nationalpark sind zwei Vulkane und die Laguna de Masaya. Die Bezwingung der Vulkane war sehr einfach. Man kann bis zum Kraterrand des Santiago Krater mit dem Auto fahren, dann läuft man noch ein paar weitere Meter und ist am Vulkan Masaya. Im Santiago Krater leben Papageie, die sich an die giftigen Gase angepasst haben. Sie verlassen aber mit Sonnenaufgang ihre Höhlen und kehren erst mit Sonnenuntergang zurück, d.h. ich habe sie nicht gesehen. Überall stehen Schilder mit dem Hinweis, dass man sich nicht länger als 20 Minuten gerade wegen dieser giftigen Gase hier aufhalten soll. Als wir da waren, war die Luft aber vollkommen normal. Ich dachte aber sofort an den Aufenthalt am Krater des Vulkans Telica, bei dem wir ja mitten in den Schwefelwolken standen. So schön wie die Laguna de Masaya aussieht, sie ist mit den Abwässern der Stadt Masaya vollkommen kontaminiert und gesperrt zum Baden. Unser nächster Stopp war der Markt in Masaya, der viele Touristen anzieht und zum Kaufen einlädt. Ich bin kurz durchgelaufen und habe mir in der restlichen Zeit unser einstündigen Freizeit die Stadt etwas angeschaut. Kleines nettes Städtchen. Weiter ging es zu den sogenannten weißen Dörfern. Ich habe keine Ahnung, warum diese Dörfer so heißen und hatte natürlich die weißen Dörfer in Andalusien im Kopf, als wir dorthin fuhren. Das Ergebnis ist, dass die weißen Dörfer hier nicht weiß sind, sondern wie alle anderen Dörfer aussehen. Einzige Besonderheit sind die vielen Töpferwerkstätten u.a. im Ort San Juan de Oriente. Wir besuchten eine Werkstatt, die als Schule für die Töpfer dient und mit EU-Geldern unterstützt wird. Uns wurde gezeigt, wie sie die Keramik herstellen und welche Muster sie haben. Ein kostenloses Keramikstück bekamen wir, die aus der EU kommen, nicht. In Catarina, einem anderen weißen Dorf, waren wir vor der Töpferwerkstatt. Da gibt es einen Ausblick über die schöne Laguna de Apoyo, mit Blick auf Granada und auf den dahinter liegenden See Nicaragua und auf den daneben liegenden Vulkan Mombacho. Am See aßen wir eine Kleinigkeit und jetzt war ich mir sicher, die Küche von Nicaragua hat mir nichts zu bieten. Ich habe zwar am ersten Abend in Granada ein recht gut schmeckendes Vigorón im zentralen Park vor der Kathedrale gegessen, aber mehr habe ich einfach noch nicht entdeckt. Das Vigorón waren Yucca-Stücke mit Fleischstücken und einem Krautsalat. Auf der Karte in dem kleinen Restaurant stand übrigens unter „Vegetarisch“ u.a. „Salat mit Hühnchen“. Ich traf schon einige Vegetarier, die mir erzählt hatten, dass sie Gerichte mit Hühnchen bekamen, wenn sie nach vegetarischen Gerichten gefragt hatten. Dann ging es zurück nach Granada. Bei unsere Ankunft war geniales Fotolicht, also bin ich noch etwas durch Granada gezogen und habe ein paar Fotos gemacht. In Granada gibt es direkt hinter der Kathedrale eine Restaurantstraße. Es liegt ein Restaurant neben dem anderen, man kann schön draußen sitzen und auf der Straße zeigen verschiedene Gruppen von Jugendlichen ihre Tanzdarbietungen. Sehr akrobatisch teilweise. Wir verbrachten einen sehr netten Abend dort.

Unglaublich aber wahr gestern war mein 100. Reisetag. Wenn ein Politiker ein neues Amt antritt, gibt man ihm 100 Tage Zeit zur Einarbeitung. Wenn ich zurück auf meine ersten 100 Tage blicke, kann ich nur sagen: Super! Ich habe die absolut richtige Entscheidung vor einem Jahr für diese Reise getroffen und genieße jeden einzelnen Tag.

Mein Bitte-Meldet-Euch-Aufruf war übrigens erfolgreich und ich weiß nun, wer seinen Urlaub im Oman und in Dubai verbringt. Schönen Urlaub Euch noch!

Hasta mañana Birgit