Von Quetzaltenango zum Lake Atitlan

Jetzt, Montag Abend, bin ich zurück in der Zivilisation. Geduscht und in frischer Kleidung fühle ich mich wieder wohl nach einer tollen aber auch anstrengenden Wanderung mit recht wenig Komfort. Aber alles der Reihe nach…

Wie ich schon geschrieben habe, sind wir 19 Leute und 4 Führerinnen auf dem Trek gewesen. Die Leute kamen aus den USA, Irland, Kanada, Dänemark, Israel, Australien, Holland, Deutschland und der Schweiz, die vier Führerinnen kamen alle aus den USA. Wir trafen uns ja schon am Donnerstag Abend, da konnten wir Sachen ausleihen, die wir benötigten, aber nicht dabei hatten. Ich lieh mir eine Isomatte, einen Schlafsack und eine Regenjacke. Nachteil beim Leihen ist, dass man natürlich nicht die leichtesten und die kleinsten Dinge bekommt. Ich erhielt also einen riesigen schweren Schlafsack und auch die Regenjacke war nicht leicht. Wir bekamen jeder auch einen Teil des Essens zum Tragen. Ich trug eine Dose mit einem Mix von Nüssen und Rosinen, dies war die Stärkung auf dem Trek zwischen den Mahlzeiten. Am Freitag Morgen trafen wir uns 6:30 und wir bekamen noch einmal einen Teil des Essen zum Tragen. Ich bekam eine Dose mit Salat für das erste Mittagessen. Der Freitag Morgen begann mit einem kräftigen Frühstück. Den Teller, die Tasse und den Löffel, die wir zum Frühstück benutzt hatten, packten wir auch noch ein. Zusätzlich sollten wir auch noch 3 Liter Wasser einpacken. Wenn man nun alles gewichtsmässig zusammen rechnet, kommt man schnell auf einen recht schweren Rucksack und so war es dann auch. Ich entschied mich deshalb nicht 3 Liter sondern knapp 2 Liter mitzunehmen, da ich ja nie und nimmer 3 Liter Wasser pro Tag trinke. Die Entscheidung war nicht verkehrt. Wir starten ca. 7:15 dann vom Standort der Quetzaltrekkers in Quetzaltenango und liefen zur Kreuzung La Rotunda, an der wir den 8:00 Chickenbus nach Xecam erreichten. Üblicherweise wird ja das Gepäck beim Reisen mit dem Chickenbus auf dem Dach gelagert, nun hatte dieser Chickenbus aber keine Möglichkeit des Gepäcktransports auf dem Dach, also mussten wir alle Rucksäcke im Innenraum des Chickenbusses unterbringen. Der Chickenbus war nicht voll und deshalb war dies gut möglich. Ca. 9:00 starteten wir in Xecam und die ersten 2 Stunden waren gleich die mit dem größten und steilsten Anstieg der ganzen Tour, um auf 3050m zu kommen. Wir starteten bei bewölktem Himmel und kamen schnell in die Wolken und in Regen hinein. Wir durchquerten die ersten Maisfelder und kleine Orte. Der Nebel hinderte uns zwar einen schönen Blick in die Landschaft zu haben, aber bildete andererseits eine mystische Stimmung. Immer wieder trafen wir Einheimische, meistens Männer die Holz aus dem Wald holten oder Familien, die ihr Feld bearbeitete. Viele Blumen waren rechts und links des Weges. Die Führerinnen, die den Weg alle schon mehrmals gelaufen sind, sagten, dass die Blumen erst jetzt alle aufgegangen sind. Die Blumen bildeten einen wundervollen farbigen Kontrast zum tristen grauen Nebel. Wir rasteten zum Mittagessen mitten im Wald. Es gab Salat, Humus, Guacamole, Kartoffelstücke mit Brot und Chips. Die Sonne kam am Nachmittag ab und an heraus, bevor wir wieder im Nebel gingen. Wir liefen bis Santa Catarina und waren ca. 16:00 dort. Wir waren wohl eine schnelle Wandergruppe, durchschnittlich kommen die Gruppen 17:00 in Santa Catarina an. Wir übernachteten in der Stadthalle des kleinen Orten. Es gab drei Toiletten und etwas, was sich Dusche nannte. Geschlafen haben wir auf dem Steinboden auf den Isomatten. Glücklicherweise mussten wir die Dusche nicht benutzen, für uns gab es ein Temascal, dies ist eine Sauna nach Maya-Art. Eine Familie im Dorf bereitete uns das Temascal vor und wir konnten immer zu dritt rein. Wir mussten also von der Stadthalle ein paar Straßen weiter laufen zum Hof der Familie. Dort war ein etwa ein Meter hohes Häuschen, in das wir auf Knien reinrutschten und zu schwitzen anfingen. Es gab kaltes und heißes Wasser zum Abkühlen und Waschen. Jedes Grüppchen hatte 15 Minuten Zeit im Temascal und es war eine echte Wohltat. Währenddessen kochten die 4 Führerinnen auf dem Boden der Stadthalle mit vier Campinggaskochern Nudeln mit Tomatensauce. Nach der Anstrengung waren wir alle recht hungrig. 19:30, die meisten hatten schon Zähne geputzt und waren fertig zum Schlafen, kamen ein paar Einheimische und führten uns eine Maya-Geschichte vor. Nach dem Ende der Vorführung waren wir alle recht schnell in unseren Schlafsäcken und versuchten zu schlafen. Kurz vorher hatten wir noch gesehen, wie eine Ratte gemütlich an einer Seite der Halle hin und her lief. Ich schlief nicht besonders gut, der Boden war recht hart und irgendwann wusste ich nicht mehr, wie ich liegen sollte. Aber 6:00 war die Nacht eh zu Ende und innerhalb 30 Minuten sollten wir fertig sein zum Frühstück und alles zusammengepackt haben. Also war nur Zeit für ein kurzes Zähneputzen. Wir aßen in einem kleinen Restaurant zum Frühstück. Es gab Reis, Bohnen, frittierte Kartoffeln und ein Getränk welches wir Kaftee nannten, da es scheinbar eine Mischung aus Kaffee und Tee war. Ca. 8:00 marschierten wir los. Es ging wieder durch Felder, Wald, kleine Orte und immer mal in ein Tal und mal wieder einen Berg hoch. Insgesamt läuft man von Quetzaltenango zum Lake Atitlan grob immer bergab. Ein Anstieg wurde „Record Hill“ genannt. Normalerweise braucht man ca. 30 Minuten für diesen Anstieg, hier wurde aber versucht, so schnell wie möglich nach oben zu kommen. Na gut ohne mich, ich wandere nicht, um schnell an ein Ziel zu kommen… Der Rekord stand bei 9 Minuten und 15 Sekunden. Der beste aus unserer Gruppe war eine Minute langsamer und ich brauchte 30 Minuten. Pausen gab es auch immer wieder während des Treks und so hatten wir auch eine Pause, bei der wir einen Blick auf die Panamericana hatten. Kurz vorm Mittag kamen wir wieder durch einen kleinen Ort und dort stürmten wir einen Läden und alle genossen ein Eis. Zum Mittag rasteten wir auf einer kleinen Lichtung im Wald. Diesmal gab es Reis, Tacos und Bohnen, danach war ein Mittagsschläfchen geplant und alle ruhten auf ihren Rucksäcken. Die Sonne kam mittlerweile immer etwas länger heraus und einige unterschätzten sie etwas und bekamen einen Sonnenbrand. Nach dem Mittagsschlaf ging es noch einmal steil bergab und dann hieß es Schuhe wechseln, die Wanderschuhe wurden gegen die Tevas getauscht und dann durchquerten wir 9 Mal einen Fluss mit recht kaltem Wasser und teilweise waren wir bis zu den Knien im Wasser. Nach dem Fluss durchquerten wir das letzte Maisfeld für den zweiten Tag. Der Mais ist hier häufig 4m hoch und für uns ist es wie ein kleiner Wlad, wenn wir durch ein Maisfeld gehen. Nach dem letzten Maisfeld erreichten wir eine Straße und liefen bis Santa Maria Visitación. Wir waren also am Abend des zweiten Tages schon fast am Lake Atitlan. In Santa Maria Visitación und dort im Haus von Don Pedro waren wir ca. 17:00. Zuerst gab es für jeden einen Fruchtsaft, Ananas oder Erdbeere. Sehr erfrischend. Dann konnten wir duschen in einer recht ordentlichen Dusche und dann es Abendessen. Ich hatte mich bei den Vegetariern gemeldet und so gab es für mich nicht das übliche Hühnchen sondern Spaghetti. Super. Der Tisch wurde abgebaut und im gleichen Raum wurden Matten ausgelegt und dies war unser Schlafraum für die Nacht. Wir saßen noch etwas ums Feuer und die Amerikaner hatten ihren Spass beim Grillen von Marshmallows. Ich mag dieses süße Zeuge nicht so arg. Ca. 8:00 waren alle todmüde und in ihren Schlafsäcken. Ich schlief besser als die erste Nacht. 4:45 war diese Nacht dann aber auch vorbei. Die ganze Nacht hatte es geregnet und als es aufhörte und der Mond sichtbar wurde, war die Chance groß, dass wir den Sonnenaufgang über dem Lake Atitlan sehen konnten. In weniger als 30 Minuten waren wir fertig zum Gehen, d.h. sehr kurzes Zähneputzen und etwas Wasser ins Gesicht gespritzt und das war meine Morgenwäsche heute. Entlang der Straße ging es durch den Ort , dann entlang eines Maisfelder, durch ein kleines Wäldchen und dann lag der See ca. 30 Minuten später vor uns und die Wolken zusammen mit der Sonne zeigten uns einen schönen Sonnenaufgang. Wir saßen lange auf der Wiese über dem See, tranken Tee oder Kaffee. Zum Essen gab es nicht wirklich etwas, ein paar Kekse etwas Haferflocken und Peanutbutter, auf die vor allem die Amerikaner voll abfuhren. Die deutsche Fraktion, 5 Deutsche und 2 Schweizer, verzogen bei Peanutbutter fast alle eher das Gesicht. Unser Picknick wurde von zwei Polizisten bewacht, da vor zwei oder drei Wochen an dieser Stelle die Wandergruppe überfallen wurde. Ich hatte eine Amerikanerin in Antigua getroffen, die in dieser Gruppe war und wusste von dem Vorfall. Aber heute war alles problemlos. Wir stiegen dann zum Lake Atitlan ab. Unterwegs machten wir immer wieder Pausen und genossen das Panorama. Wir liefen durch Kaffeeplantagen und Maisfelder. Ja und dann waren wir doch recht schnell in San Juan la Laguna am Lake Atitlan. Hier war ich vor genau einer Woche, als ich von Panajachel mit dem Boot von Ort zu Ort gefahren bin. Wir gingen in der Kooperative der Kaffeebauern einen guten Kaffee trinken und der schmeckte nach dem löslichen Kaffee der letzten Tage besonders gut. Dann bekamen wir in einer Kooperative webender Frauen ein Mittagessen. Wieder hatte ich mich bei den Vegetariern gemeldet, denn wieder gab es Hühnchen für die Nichtvegetarier. Dann kam das Auto mit unserem Gepäck aus Quetzaltenango, wir gaben unsere geliehenen Sachen zurück und dann hieß es Abschied nehmen. Der Trek war vorbei. Zusammen mit drei anderen Mitwanderern nahm ich das Boot Richtung Panajachel und stieg in Santa Cruz la Laguna aus. Ich hatte vorher schon beschlossen, dass ich nach dem Trek wohl etwas mehr Luxus und Ruhe gebrauchen könnte und habe ein Einzelzimmer mit privatem Bad in dem sehr netten Hotel „La isla verde“ für zwei Nächte für 24 Euro pro Nacht gebucht. Welch ein Luxus! Bisher habe ich für meine Unterkünfte eher 8 Euro und in Quetzaltenango nur 4,50 Euro bezahlt. Nach der Ankunft war die Dusche und die frischen Sachen eine Wohltat. Alle Kleidungsstücke gingen direkt zum Laundry Service.

Das Hotel ist direkt am See und jedes Zimmer ist ein kleines Holzhäuschen. Ich habe einige Treppen zu meinem Häuschen aufzusteigen. Auf der Terrasse direkt am See gab es ein sehr gutes Abendessen. Lange werde ich heute wohl nicht mehr munter sein. Ich bin doch recht müde.

Ich habe noch einen Nachtrag zur Chickenbus-Fahrt letzten Freitag. Ich wollte doch noch schreiben, dass ich auf der Rückfahrt von San Francisco el Alto direkt hinterm Fahrer saß. Neben dem Fahrer saß ein kleiner Junge. Es war evtl. sein Sohn und ich dachte noch, ach ist das nett, dass der Sohn den Papa zur Arbeit begleiten darf. Dann realisierte ich, dass der Fahrer gar nicht schaltete, dies machte während der gesamten Fahrt der kleine Junge…

Hasta mañana Birgit