Oaxaca Tag 2 & 3

Ich hoffe, dass Ihr heute Zeit zum Lesen habt, denn ich habe einiges zu erzählen…

Zuerst zum Wetter: Ich hatte bisher immer nur die Atlantische Hurrikansaison verfolgt. Interessanterweise gibt es hier den ersten Hurrikan (Ingrid) dieser Saison erst jetzt im September, dies war in den Vorjahren nicht so. Bisher war mir nicht wirklich bewusst, dass mich auch eine Pazifische Hurrikansaison betreffen könnte. Dies weiß ich nun aber auch. Der Hurrikan Ingrid kommt gerade von Osten und der Tropische Sturm Manuel kam von Westen auf Mexiko zu. Es bestand die Möglichkeit, dass sich beide Wettersysteme vereinen, dies wäre dann ein recht mächtiger Hurrikan geworden, aber als Manuel auf Land traf, änderte er seine Richtung und löste sich dann auf. Ich selbst habe von dem Ganzen eigentlich nicht viel mitbekommen, Oaxaca liegt ca. 700 km vom Hauptgeschehen weg. Es hat nur Freitag und Samstag in Oaxaca geregnet, dies waren Ausläufer von Manuel. Am Samstag kamen die ersten Informationen, dass die Straßen zur Küste aktuell nur schwer passierbar sind, dies ist aktuell alles, was wir hier mitbekommen. Dies würde mich betreffen, wenn es weiter anhält, da mein nächster geplanter Stopp die Pazifikküste ist.

Gestern am Sonntag bin ich mit dem Bus zur Ruinenstätte Monte Alban gefahren. Monte Alban war der Hauptort der Zapoteken und zeitlich war dies ungefähr gleichzeitig zu Teotihuacan in der Hochebene von Mexiko-Stadt. Monte Alban war interessant, aber Teotihuacan war beeindruckender.

Auf dem Rückweg zum Hostel habe ich mir Grashüpfer gekauft, ich hatte nämlich festgestellt, dass ich eigentlich gar nicht sagen kann, wie Grashüpfer schmecken. Ich hatte ja nur zwei probiert. Ich muss sagen, das ich es immer noch nicht genau weiß, ich denke, dass sie eigentlich keinen Eigengeschmack haben, sondern nur nach den Gewürzen ringsum schmecken. Ich probiere weiter…

Der 16.September ist der Nationalfeiertag in Mexiko, ich hatte dies ja schon einmal erwähnt. Am Tag vorher gibt es tagsüber schon diverse Veranstaltungen, am Abend ein Feuerwerk und in die Nacht ist überall Party. Rund um den Zocálo war dann gestern ein riesiges Polizeiaufgebot und den Zocálo konnte man nur noch nach einer Sicherheitskontrolle betreten. Am eigentlich Nationalfeiertag gibt es dann eine Parade.

Jeden Sonntag Abend gibt es im Hostel Casa Angel auf der Dachterrasse Barbecue. Ich dachte, da wird dann schön gegrillt, aber nein, auf dem Grill wurden eigentlich nur die Tacos warm gemacht. Das Hostel war auf Grund des Nationalfeiertages ausgebucht und das Barbecue war der Beginn für die Party. Wir gingen kurz vor 22:00 zum Zocálo und waren gerade rechtzeitig zum Feuerwerk. Wir standen ungefähr 10m entfernt von der Feuerwerks-Abschussanlage, d.h. wir spürten den Abschuss als Vibration und in den Ohren und sahen dann später direkt über uns das Feuerwerk. Wir legten uns einfach auf die Straße, so sahen wir das Feuerwerk wie den Sternenhimmel über uns. Genial. Dies war wahrscheinlich eines der schönsten Feuerwerke, die ich je gesehen habe. Danach mischten wir uns unter das Partyvolk und waren in ein paar Bars. Die Mexikaner trinken ihr Bier übrigens teilweise auch mit Chili und dies schmeckt sogar ganz gut, auch wenn es ungewöhnlich ist, dass einem nach einem Schluck Bier die Lippen brennen.

Ich bin todmüde ins Bett gefallen und dies ist dann auch der Grund, dass es gestern keinen Blogeintrag gab.

Ich werde vermutlich nicht mehr über Leute schreiben, die ich treffe, die auch eine längere Reise machen. Warum? Ja weil man es eher andersherum betrachten müsste, wer reist nicht lange. Es ist unglaublich. Gestern waren fast nur Langreisende im Hostel, aber ich traf auch eine Südkoreanerin, die in der südkoreanischen Botschaft in Mexiko arbeitet. Sie hat einen Vertrag mit mexikanischen Bedingungen und dies heißt, dass sie 6(!) Urlaubstage im Jahr hat. Sie war natürlich mehr als erstaunt über die ganzen Langreisenden.

Gestern hatte ich eine Tour für heute in die Umgebung von Oaxaca gebucht, d.h. ich habe mir die Parade zum Nationalfeiertag nicht angesehen. Wir sind also ca. 10:00 in Oaxaca losgefahren und es ging Richtung Osten. Wir waren eine Gruppe von acht Leuten, drei aus Mexiko, zwei aus USA, zwei aus Israel und ich.

Der erste Stopp war in Santa Maria del Tula, dort steht einer der ältesten und umfangreichsten Bäume der Welt.

Danach sind wir nach Teotitlán gefahren, dieser Ort ist bekannt für seine gewebten Teppiche. Uns wurde gezeigt, wie die Schafswolle gekämmt, zu einem Faden mit einer Spindel gedreht, gefärbt und wie ein Teppich gewebt wird. Es war sehr interessant, besonders die Gewinnung der Farbstoffe aus der Natur. Die Pflanze Indigo wird für Blau, Insekten bzw. deren Kokons werden für rötliche und violette Töne und gelbe Chrysanthemen-Blüten werden für Gelb verwendet. Gut war hier, dass ich ja eigentlich keine Souvenirs kaufen kann, denn hier hätte ich eventuell zugeschlagen, da die Teppiche sehr schöne waren. Sie waren aber auch nicht wirklich günstig, so störte es mich am Ende nicht, dass kein Kauf möglich war. Aus Teotitlán stammt auch der heutige Reiseführer. Er ist ein Zapoteke und in dem Ort wird die Sprache der Zapoteken noch in den Familien gesprochen. Es gibt aber keine Schrift dazu und die Aussprache und Betonung scheint sehr wichtig zu sein, ähnliches kannte ich bisher aus dem Chinesischen, in dem ein Wort abhängig von der Betonung vier Bedeutung haben kann. In Oaxaca leben 15 verschiedene indigene Völker und alle haben ihre eigene Sprache.

Danach ging es zu eine Mezcal-Fabrikation. Ich war ja in Mexiko-Stadt im Museum für Tequila und Mezcal, d.h. alles was ich dort gelesen und auf Fotos gesehen hatte, habe ich heute live gesehen. Wir probierten zuerst die gekochte Agave, diese ist sehr süß und sehr fasrig, also ähnlich wie Zuckerrohr, aber weicher. Wir hatten auch die Gelegenheit diverse Sorten des Mezcals zu probieren. Es gab den „Joven Mezcal“, dies ist der junge zweifach destillierte und nicht in Fässern gelagerte Mezcal, der ist klar. Dann gibt es den „Mezcal Reposado“, dass ist der Mezcal mit dem Wurm. Der Wurm lebt in der Pflanze und lt. Aussage des heutigen Reiseführers verleiht der Wurm dem Mezcal einen erdigen Geschmack. Weiterhin gibt es den „Mezcal Añejo“ ein ca. 5 Jahre in Fässern gelagerte Mezcal in leichter bräunlicher Farbe und um einiges weicher als die zwei vorher genannten. Der „Mezcal Gran Reserva“ liegt 8 Jahre in Fässer und hat eine dunkelbraune Farbe. Die verwendeten Fässer sind aus neuem frischem unbehandelten Holz. Seit einigen Jahren werden auch Varianten produziert, die vermutlich eher bei Frauen ihre Liebhaber finden und zwar gibt es Mezcal mit Mango, mit Pistazien, mit Mandeln, mit diversen Kräutern und und und. Dies war heute eine recht gute Gelegenheit zum Probieren der verschiedenen Varianten des Mezcals.

Danach ging es nach Mitla. In Mitla ist eine Ruinenstätte, die zwar nicht so bedeutend ist und auch nicht so groß wie Mount Alban, die mir persönlich aber besser gefallen hat als Mount Alban. Erstmals habe ich wunderschöne Ornamente an einem früheren Palast gesehen, bisher waren es meist nur „normale“ Steine.

Zum Nachmittag ging es dann zum Mittagessen und hier gab es für mich wieder Gelegenheit, Unbekanntes zu probieren. Oaxaca ist für vieles bekannt u.a. auch für seine Molen. Mole ist eine Sauce, die auf Nüssen, Chile, diversen Kräutern und vielen anderen Zutaten basiert. In der schwarzen Mole ist z.B. auch Schokolade. Die Mole zusammen mit Rindfleisch oder Hühnchen sind typische Gerichte der Küche von Oaxaca. Die Molen selbst kann man u.a. als eine Art Paste auf dem Markt kaufen, die Paste rührt man mit Wasser an und kann sie dann weiterverarbeiten. Ja und in dem Restaurant gab es heute vier verschiedene Mole-Hühnchen-Gerichte und da es ein Buffet war, konnte ich alle probieren und alle haben sehr gut geschmeckt.

Gesättigt fuhren wir weiter zu den versteinerten Wasserfällen, genannt Hierve el Agua. Dies sind Wasserfälle, die durch Ablagerungen von Sinter entstanden sind. Es gab dort auch Wasserbecken zum Baden, das Wasser selbst war nicht warm oder heiß sondern eher kühl, d.h. gebadet haben nur meine Füße.

Danach ging es zurück nach Oaxaca, dort waren wir ca. 18:30, also ein langer aber schöner Tag und gut dass die Tour Hierva el Agua einschloss, hier wäre ich mit öffentlichen Verkehrsmittel eher schwer hingekommen, da diese versteinerten Wasserfälle sehr abgelegen sind.

Interessanterweise kam heute morgen im Hostel und heute Mittag im Restaurant jeweils das Gespräch auf die Bundestagswahl nächste Woche und ich musste erklären, was wir wie wählen. Ich selbst werde nächsten Sonntag nicht wählen, da eine Briefwahl erst vier Wochen vor der Wahl möglich ist und ich da ja schon auf meiner Reise war. Vermutlich hätte ich auch in der deutschen Botschaft in Mexiko-Stadt wählen können, aber danach habe ich mich nicht erkundigt…

Hasta mañana Birgit.