Mexiko-Stadt Tag 9

Heute sind fast alle abgereist, mit denen ich die letzten Tage verbracht habe, also bin ich heute allein nach Chapultepec, dies ist der größte Park in Mexiko-Stadt und in diesem sind u.a. das Anthropologische Museum, der Zoo, der botanische Garten, das Schloss von Chapultepec, weitere Museen, Seen und viele Bäume. Der Park wird auch Bosque de Chapultepec (= Wald von Chapultepec) genannt. Zuerst bin ich in der Nähe des Anthropologischen Museums gegangen, da es bei meinem letzten Besuch hier ja stark geregnet hatte, konnte ich die Voladores nicht sehen und dies wollte ich heute nachholen. „Volador“ heißt fliegend und „Voladores“ sind dann so etwas wie die fliegenden Menschen. Dies ist ein Brauch, der seit ca. 500 Jahren in mehreren Regionen von Mexiko praktiziert wird. Vier Männer besteigen dabei einen Masten, der ca. 20 m hoch ist. An der Spitze des Masten sind Seile aufgewickelt, an deren Enden sich die Männer festbinden, und nach unten fallen lassen. Durch das Abwickeln des Seiles kommt es zu einer kreisenden Bewegung der Männer um den Masten und es sieht aus, als würden die Männer fliegen. Ist das Seil vollständig abgewickelt, sind die Männer wieder auf dem Boden angekommen.

Ich bin natürlich nach Chapultepec wieder mit der Metro gefahren. Heute war diese fast leer, so kamen wieder die Verkäufer durch die Wagen und verkaufen Kaugummi, Taschen, CDs, Bücher, Batterien und und und. Mir saß ein Pärchen zweier Männer in der Metro gegenüber und umarmte sich zärtlich. In einem Restaurant hatte ich auch schon ein Pärchen zweier Frauen gesehen, die knutschend am Nachbartisch saßen. Ich hätte diese Offenheit hier nicht erwartet.

Nach den Voladores ging ich ein wenig im Park spazieren, hunderte von Verkaufsständen säumten die Hauptallee, viele Menschen waren da. U.a. war auch die Hauptstraße neben dem Park heute für Autos gesperrt und frei für Fahrradfahrer und Jogger und Fußgänger. Mexiko-Stadt ist auch eine Stadt der Fahrradfahrer, es gibt viele Mietstationen für Fahrräder in der Innenstadt. Im Park gab es auch eine Bühne, als ich dort ankam, sang gerade eine Opernsängerin und bekam reichlich Applaus für Ihren Auftritt. Danach trat eine Mariachi-Band auf, dies ist eine Band die mexikanische Volksmusik spielt, dabei tragen die Musiker häufig große Sombrero-Hüte und schwarze Anzüge, die mit Silberarbeiten verziert sind.

Eigentlich wollte ich heute ja in das Schloss Chapultepec, aber da hatte ich nicht bedacht, dass heute Sonntag ist und dass die Mexikaner freien Eintritt in die Museen haben und dies interessanterweise auch nutzen, d.h. die Schlange vorm Schloss war so lang, dass ich mich gegen das Schloss entschied. Ich bin stattdessen wieder zur Altstadt und bin durch Straßen geschlendert, die ich noch nicht kannte. Ich bin u.a. an einem Haus vorbei gekommen, dessen Hauswand ein Garten war, also ein vertikaler Garten sozusagen. Ich dachte, außerdem, dass ich schon große Konditoreien gesehen habe, aber die Pasteleria „Ideal“ übertrifft alle. Mir waren die weißen Boxen mit dem blauen und roten Aufdruck in der Stadt schon aufgefallen, aber trotzdem hätte ich so ein Geschäft nicht erwartet, riesig riesig riesig. Und in der zweiten Etage gab es eine „Cake Exhibition“ von Torten zu jedem Anlass (für die Hochzeit, für den Geburtstag oder für die Konfirmation) und in jeder großen (!) Größe, d.h. 20 kg oder auch 55 kg. Es waren kitschige beeindruckende Kunstwerke. Es dauert wohl aber nur eine Stunde, so ein Kunstwerk herzustellen, aber es sind dann einige Leute daran beteiligt und jeder ist für bestimmte Arbeitsschritte zuständig. Ich habe Fotos gemacht, die gibt es dann in ein paar Tagen auch auf Flickr.

Apropos Flickr. Ich habe jetzt parallel angefangen, Bilder von Mexiko-Stadt auf Flickr zustellen. Deshalb ein kleiner Hinweise dazu. Es könnte der Eindruck entstehen, dass ich jedes Exponat im Anthropologischen Museum fotografiert habe. Ich habe nur einen winzigen Bruchteil fotografiert…

Nachdem ich mich in der Konditorei satt gesehen habe, bin ich zum „Palacio de Bellas Artes“ (= Palast der schönen Künste) gegangen. Ich hatte den Palast ja schon von außen gesehen, aber heute bin ich rein. Der Bau und dessen Architektur sind sehr interessant, in den Gängen hingen riesige Bilder bekannter Maler von Mexiko. Es gab auch zwei Ausstellungen, einmal Bilder der mexikanischer Malerin Olga Costa, die in Leipzig geboren wurde, und zum anderen Designmöbel von „Vitra“ aus Weil am Rhein.

Für morgen plane ich einen Tagesausflug nach Taxco, da ich dann evtl. erst spät im Hostel bin, verabschiede ich mich heute mit: Hasta luego. Birgit