Camagüey

Ich habe einen sehr guten Orientierungssinn und üblicherweise habe ich wenig Probleme ,mich in einer Stadt zu orientieren und meine Wege durch die Stadt zu finden. Aber Camagüey fordert mich diesbezüglich doch heraus. Es gibt so viele verwinkelte Straßen und Abzweigungen, die die volle Aufmerksamkeit erfordern, ansonsten verläuft man sich hoffnungslos. Eine Frage nach dem Weg gerichtet an einen Fahrrad-Taxifahrer, der sich doch auskennen sollte, löste eine lebhafte Diskussion aus. Er fragte eine Frau, die gerade Gemüse kaufte, der Gemüsehändler und ein weiterer Passant schlossen sich der Diskussion an. Am Ende zeigten alle in die gleiche Richtung, dies war dann doch sehr beruhigend.

Ich übernachte im Casa particular von Juanita. Juanita spricht kein Wort englisch oder spanisch. Also sammle ich wieder meine bisherigen Sprachkenntnisse zusammen und mit dem Wörterbuch geht es dann doch irgendwie mit der Kommunikation. Sie erzählte mir, dass ihre Tochter in Málaga in Spanien wohnt und sie sie auch schon besucht hat. Bei diesem Besuch hat sie auch weitere Städte gesehen und dies war wohl alles auch ganz interessant, aber so richtig hat ihr Spanien nicht gefallen. Die Kälte hat ihr nicht zugesagt. Erst dachte ich, dass ich sie nicht richtig verstanden hatte, habe „frió“ heißt kalt oder Kälte. Ja dies klang in meinen deutschen Ohren doch etwas ungewöhnlich.

In Camagüey klärte sich auch auf, welchen Job die Männer in den grauen Uniformen haben, die ich schon in Havanna gesehen hatte, als sie von Tür zu Tür gegangen sind. Sie hatten dabei ein Gerät dabei, welches aussah wie ein Motor mit Auspuff. Sie sind die staatliche Insektenbekämpfung. Sie gehen in alle Häuser und mit diesem Gerät verbreiten sie das Insektenschutzmittel, dabei nebeln sie die Räume kräftig ein. Die Bewohner der Häuser müssen die Insektenbekämpfungsaktion durchführen lassen und können sie nicht verwehren. Die Mittel sind hauptsächlich gegen die Mücken gedacht, die Denguefieber und Malaria übertragen, aber auch andere Insekten überleben wohl nicht.

Die Altstadt von Camagüey ist Weltkulturerbe, wie weitere 8 Altstädte von Kuba und dabei fiel mir wieder auf, dass ich schon bei meinem letzten Besuch im November letzten Jahren den Hut vor den Kubaner gezogen habe, die verantwortlich sind für die Beantragung von Weltkulturerbestätten. Warum dies? Ja die Städte sind schon und haben ihr Flair, aber sind sie so einmalig, dass sie wie die Pyramiden in Kairo oder Angkor Wat in Kambodscha gleichzusetzen sind. Meine persönliche Antwort wäre hier ganz klar nein. Ich muss bei Gelegenheit einmal die Begründung für die Vergabe des Welterbe-Status lesen.

Kubaner sind Geschichtenerzähler. Dies war erst nur eine Vermutung, ich sah den Unterhaltungen zu, verstand höchstens einzelne Worte. Dies aber und die Gesten und die Mimik lies mich folgern, dass hier Geschichten erzählt werden. Mir wurde dies dann auch bestätigt, es läuft grob wohl immer nach dem Motto ab, dass jemand jemanden kennt, der jemanden kennt, dem folgendes passiert ist. Es muss interessant sein ihnen zuzuhören, denn die Zuhörer schauen immer sehr gespannt auf den Erzähler bzw. die Erzählerin.

In Camagüey war ich auch auf dem Markt Hatibonico. Im Reiseführer stand, falls man in Kuba nur einen Markt besuchen kann, dann sollte man auf diesen gehen. Und es war interessant, auch obwohl ich schon prächtigere Märkte gesehen habe. Es gab sehr wenig Salate zu kaufen, es gab eher Kartoffeln, Süsskartoffeln, Maniok, Reis, Zwiebeln, Knoblauch, Bananen, Kochbananen, Bohnen und solche Sachen sowie Fleisch. Dies passt zur kubanischen Küche, die geprägt ist von Fleisch und kohlehydrathaltigen Beilagen. Oder ist die kubanische Küche so wie das Angebot auf dem Markt, dies wäre auch möglich. Apropos Fleisch. Für deutsche Augen und Gehirne ist der Fleischverkauf schwer zu verarbeiten. Wir kühlen Fleisch von der Schlachtung bis zum Essen und wissen um die Gefahr von nicht gekühltem Fleisch. Ist die Kühlkette unterbrochen, haben wir einen Lebensmittelskandal. Hier auf dem Markt liegt das Fleisch auf dem Tisch des Marktstandes und Kühlung gibt es nicht und dies bei den hohen Temperaturen. Weitere Details dazu lasse ich mal weg.

Hasta luego. Birgit