Jetzt bin ich doch extra wegen Karneval länger, als ich ursprünglich gedacht hatte, in Havanna geblieben und dann das. Karneval in Havanna ist wie eine geschlossene Gesellschaft. Es fing alles ganz gut an, der Malecón ist autofrei, die Menschen schlendern gemütlich in Richtung der aufgebauten Tribünen. Langsam wird die Musik lauter und vereinzelt sieht man schon Tänzer in bunten Kostümen. Es sind vielleicht auf einer Länge von 300 m Tribünen aufgebaut, diese sind nicht groß aber groß genug, um den Blick auf die Tanzgruppen total zu verstellen. Ich weiss nicht, wie man zu den Plätzen auf den Tribünen kommt. Sie sind auf jeden Fall nicht alle belegt. Die meisten Menschen inklusive mir stehen hinter den Tribünen und sehen nichts oder versuchen zwischen den Tribünen einen Blick zu erhaschen. Die Gruppen selbst tanzen wohl vor den Tribünen und wechseln dann von Tribüne zu Tribüne. Ich konnte ab und an einen Blick auf die Tänze erhaschen und mehr als ein „Naja“ konnten mir diese nicht entlocken.
Fazit 1: Ich hatte Karneval wie in Rio erwartet und bekam Havanna.
@Marcus: Deine Reise nach Kuba kann ruhig in der karnevalfreien Zeit stattfinden. Du verpasst nichts!
Einige wissen, dass ich ein Faschingsmuffel bin, ich glaube, der Blogeintrag wäre nicht anders ausgefallen, wenn ich ein Faschingsfan wäre.
Fazit 2: Ich bin trotzdem nicht umsonst in Havanna länger geblieben!
Ich war im Museo Nacional de Bellas Artes und zwar in der Collección de Arte Cubano. Klasse! Das Museum enthält eine sehr umfangreiche Sammlung moderner Werke hauptsächlich Malerei und einige Installationen und ich kann einen Besuch dort sehr empfehlenswert.
Ich hatte so auch viel Zeit, um Menschen zu beobachten.
Ich hatte z.B. schon einen TV-Bericht über die 15-Jahr-Feier für Mädchen gesehen. Nun habe ich einen Teil gesehen. Ich glaube, dass Fest ist eine Art Volljährigkeits- oder Frau-sein-Feier und kostet die Familien ein Vermögen. Ich sah ein Mädchen in einem rosafarbenen Ballkleid beim Foto-Shooting. Sie sah aus wie ein Sahne-Törtchen und 4 Leute zupften an ihr herum für das perfekte Foto, welches dann noch Jahre später stolz präsentiert wird. Auch Onelia, in deren Wohnung ich ja aktuell ein Zimmer bewohne, hat mir ganz stolz das Foto ihrer Enkelin von deren 15-Jahr-Feier gezeigt.
Ja und als ich lang genug in einem Park saß, registrierte ich, dass es für diesen kleine Park eine zuständige Frau gab, die aufpasste, dass die Kinder nicht zu sehr herumtollten, und die Wege kehrte, obwohl dort nur Blumenblüten lagen und vermutlich in einer Stunde dort wieder Blumenblüten liegen werden.
Ich liebe es, die Zeit für diese kleinen Dinge zu haben.
Heute war ich dann mit dem Bus P7 im ehemaligen Haus von Hemmingway. Zuerst muss ich einen Nachtrag zum letzten Blogeintrag machen. Es gibt teilweise eine dritte Warteschlange und zwar für Erwachsene mit Kindern. Das Haus von Hemmingway liegt ca. 15 km südöstlich von Havanna Zentrum und ist herrlich gelegen mit Blick auf Havanna. Er hat es dem kubanischen Volk hinterlassen und es ist wohl unverändert seit seiner letzten Abreise. Mir gefiel das Haus sehr gut mit seiner Lage und seiner Zimmereinteilung und Ausstattung. Ich hätte am liebsten gesagt „Bitte packen Sie es ein, ich nehme es so wie es ist.“
Zum Schluss noch ein paar Worte zu Onelia und zu meinem Spanisch. Es ist hart! Mit Wörterbuch und viel Zeit kann ich sagen, was ich sagen möchte. Aber wenn sie spricht, verstehe ich Bahnhof. „No entiendo“ (ich verstehe nicht) ist wohl aktuell die Vokabel, die ich am besten kann…
Morgen nehme ich den Bus nach Viñales und von dort geht es nach Trinidad.
Hasta luego!
Birgit