Antarktis – Tag 10 – Südgeorgien

Der letzte Tag auf Südgeorgien begann heute morgen mit einem sehr frühen Weckruf um 5:45. Wir waren über Nacht mit dem Schiff Richtung Süden entlang der Küste von Südgeorgien gefahren und waren nun in der Hercules Bay. Gestern Abend hatten wir viele Eisstücke und Eisberge im Wasser rund ums Schiff gesehen. Ich dachte, dass dies evtl. schon das erste Packeis wäre, aber nein es war Eis von einem Gletscher, d.h. heute Morgen war rings um das Schiff kein Eis mehr. Ab 6:30 wurden wir mit den Zodiacs an Land gebracht. Und auch heute war es wieder eine ruhige See und damit war auch die Zodiacfahrt recht ruhig. An Land konnten wir dann wieder Königspinguine, Eselspinguine, Robben und Seeelefanten sehen. Da ich wahrscheinlich schon hunderte Fotos von Königspinguinen habe, habe ich mich heute entschlossen, doch ein paar weniger Fotos zu machen. Ein gut gemeintes Vorhaben, welches ich aber nicht wirklich einhalten konnte. Zum ersten Mal ließen nämlich heute einige Königspinguine einen Blick in ihre Bauchfalte zu, d.h. ich habe heute die ersten Eier gesehen, die die Königspinguine auf den Füßen balancieren und mit einer Bauchfalte abdecken, warm halten und ausbrüten. Sehr schön. Bei den Seeelefanten gab es heute morgen ein paar Machtkämpfe und diese waren schon sehr beeindruckend, wenn da zwei Männchen mit 4-5t Gewicht aufeinander prallen und man selbst nur 5m entfernt steht. Irre. Ca. 9:00 ging es zurück zum Schiff und nachdem es heute morgen nur einen kleinen Frühstücksimbiss gab, gab es dann das zweite Frühstück. Wir fuhren weiter Richtung Süden und fuhren dann in den Drygalski Fjord rein. Das Wetter war leider nicht 100% genial, dies wäre für mich blauer Himmel und Sonnenschein gewesen. Es war aber etwas neblig. Rechts und links im Fjord gab es Gletscher und beim Einfahren das Gestein auf der rechten Seite des Fjords gehört zu den ältesten auf der Welt. Das Gestein war Teil von Gondwana. Sieht man dies? Nein. Der Kapitän des Schiffes fuhr uns bis ca. 500m an die Kante des Risting Gletschers heran. Wir glitten fast lautlos in die letzten Meter der Fjords. Rings um das Schiff waren wieder Eisstücke und kleine Eisberge. Alles waren Abbruchstücke vom Gletscher. Wir hörten das Knacken des Eises als einziges Geräusch, wenn man nicht gerade mitten unter plaudernden Mitreisenden steht. Da fast alle Mitreisenden am Bug des Schiffes standen und dort plauderten. Sammelten sich alle Genießer der Stille am Heck des Schiffs. Es war sehr genial. Auch interessant ist, dass die Kartographie von Südgeorgien noch nicht wirklich perfekt ist. Wir standen mit unserem Schiff, wie schon beschrieben im Wasser des Fjords (logisch) 500m von der Kante des Gletschers entfernt. Lt. offiziellem Kartenmaterial war die Position unseres Schiffes aber an Land, 100m hinter der Gletscherkante und 100m Höhenmeter über dem Meer. Mit dem gleiche. Kartenmaterial muss der Kapitän hier die gesamte Route um Südgeorgien arbeiten. Da könne wir ja nur dankbar sein, das wir einen erfahrenen Kapitän haben. Wir blieben also eine Weile beim Gletscher und fuhren dann langsam wieder aus dem Fjord heraus und es wurde Kurs auf die Antarktische Halbinsel gesetzt. Am Nachmittag gab es einen Vortrag über den Walfang hier rund um Südgeorgien.

Auf dem Weg zur Antarktischen Halbinsel war eigentlich der Plan, evtl. noch eine Anlandung auf den South Orkney Islands durchzuführen. Jim, unser Expeditionsleiter, hatte schon zu Beginn der Reise gesagt, dass er bisher während seiner gesamten Tätigkeit hier in der Antarktis, auf den South Orkney Islands genau einmal angelandet ist. Unsere Anlandung wäre zwar erst in 1,5 Tagen gewesen, aber sie wurde heute schon abgesagt. Grund ist die Eissituation. Aus dem Weddell-Meer drückt im Nordwesten eine große Eisfläche mit Ostwind genau auf unseren Weg. Unser Schiff hat zwar kein Problem mit dem Eis, aber Eis heißt auch immer langsame Fahrt und es gibt wohl auch den Spruch in arktischen und antarktischen Gebieten, dass der schnellste Weg durch das Eis ums Eis herum ist. Also nehmen wir jetzt aktuell direkten Kurs auf Elephant Island ganz im Norden der Antarktischen Halbinsel und dies heißt, dass wir an den South Orkney Islands vorbeifahren.

Ich dachte, dass ich evtl. noch einmal genauer meine Kleidungssituation/-schichten beschreiben sollte, weil evtl. die pure Anzahl der Lagen Verwunderung hervorgerufen haben. Also ich bin ja, wie bekannt, die letzten Monate in Ländern mit hohen Temperaturen unterwegs gewesen und habe entsprechende Kleidung dabei gehabt und habe in Ushuaia auch nur wenig Kleidungsstücke dazu gekauft, d.h. ich muss mit diesen Kleidungsstücken nun auch hier in der Kälte zurecht kommen und die große Überraschung eigentlich ist, dass es funktioniert. Wobei ich natürlich trotzdem zugeben muss, dass z.B. wattierte Hosen wie Skihosen oder andere spezielle Kleidung für Kälte besser geeignet sind und ich auch nur dies wirklich für die Antarktis empfehlen kann. Also im Detail bedeuten meine 6 Lagen am Oberkörper: 2 dünne langarmige T-Shirts, 1 dünne Jacke, 1 dünne Fleece-Jacke, 1 dickere Fleece-Jacke und die dicke Jacke, die ich in Ushuaia geliehen habe. Die 5 Lagen an den Beinen bedeuten: 1 lange Unterhose, 2 dünne Wanderhosen, 1 dünne Baumwollhose und die wasserdichte Überhose. 3 Socken übereinander bedeuten, dass ich drei Wandersocken übereinander trage. Die Lagen auf meinem Kopf habe ich auf zwei erhöht, zuerst dass Buff-Tuch als Mütze und dann die mit Fleece gefütterte Mütze darüber. An den Händen trage ich zwei Handschuhe übereinander, ich habe mir auf dem Schiff noch ein Paar Handschuhe gekauft. Wenn ich so eingepackt das Schiff bisher verließ, habe ich nicht gefroren. Und ich kann noch etwas zu legen, aber irgendwann trage ich dann alle Sachen, die ich auf meiner Reise dabei habe, gleichzeitig…

Nach dem der Seegang im Windschatten von Südgeorgien relativ ruhig war, sind wir nun wieder auf offener See und die Wellen sind wieder stärker. Es heißt wieder, dass wir alle Sachen in unseren Kabinen sichern sollen und immer eine Hand fürs Schiff haben sollen. Die nächsten zwei Tage werden wir nun wieder auf See sein. Ich hoffe, dass wir Glück haben und noch ein paar Wale sehen können.

Mein Schnupfen ist am Abklingen. Vielen Dank für die Wünsche zur Besserung des Schnupfens.

See you tomorrow Birgit