Granada Tag 2 und von Granada nach San Juan del Sur

Gestern morgen hatte ich eine andere Vorstellung darüber, wo ich am Abend sein werde, als ich dann am Abend tatsächlich war. Aber alles der Reihe nach. Also mein Plan war, den gestrigen Tag in Granada zu verbringen und dann heute mit dem Boot zur Insel Ometepe zu fahren. Es gibt zwei direkte Verbindungen von Granada zur Insel Ometepe. Lt. Reiseführer soll das Boot Montag und Donnerstag 14:00 fahren und die Fahrt würde ungefähr 4-5 Stunden dauern. Der Nicaragua-See ist riesig und die Insel Ometepe liegt ungefähr in de Mitte der längsten Ausdehnung von Süd nach Nord. Im Juni dieses Jahr wurde die Uhrzeit aber auf 17:00 am Donnerstag geändert. Gut dies kann natürlich noch nicht im Reiseführer stehen, aber da die Sonne mittlerweile kurz nach 17:00 untergeht, wäre fast die gesamte Fahrt im Dunkeln und die Ankunft auf der Insel Ometepe wäre erst 21:00. D.h. es war klar, dass die Schifffahrt wohl für mich ausfällt. Es gibt einen zweiten Weg zur Insel, für diesen nimmt man den Bus bis Rivas und dann geht es mit der Fähre auf die Insel Ometepe. Zusätzlich zu dieser Information war mir Granada gestern viel zu warm, d.h. ich hatte gestern zusammen mit einer weiteren Reisenden das Schokoladen-Museum hier in Granada angeschaut und danach war klar, den Nachmittag kann man nur in der Hängematte verbringen und evtl. später noch einmal durch die Stadt gehen. Ich kam zurück ins Hostel und traf die drei deutschen Mädels. Sie waren gerade bei der Abreise nach San Juan del Sur. Die Frage war, was hielt mich eigentlich gerade noch in Granada? Wenig und vermutlich war es eh am geschicktesten für den Bus nach Costa Rica noch einmal nach Granada zurückzukommen. Meine Entscheidung war innerhalb weniger Minuten klar, ich fahr einfach mit den Mädels mit. Der Rucksack war auch in 10 Minuten gepackt und kurz darauf saß ich bei den Mädels im Auto und wir fuhren Richtung Süden nach San Juan del Sur. Im Hostel musste ich auch nicht die dritte Nacht bezahlen, die ich gebucht hatte, aber dann nun doch nicht geblieben bin. Super. Solche schnellen Situation sind natürlich sehr typisch dafür, dass man an dem Ort, den man so schnell verlässt, irgendetwas vergisst. Ich war mir dessen sehr bewusst und vergaß die Hose auf der Dachterrasse, die dort zum Trocknen hing, nicht und sonst auch nichts.

Auf dem Weg nach San Juan del Sur stoppten wir wieder an einem großen Supermarkt (Maxi-Pali), der übrigens zu Wal-Mart gehört. Und ca. 16:00 waren wir in San Juan del Sur, wir schauten uns zwei Hostels an und entschieden uns für ein Vier-Bettzimmer im Hostel “Casa Oro” und hier zeigte sich schnell, wir super meine Entscheidung, mit den Mädels mitzufahren, war, denn ich selbst wäre nicht nach San Juan del Sur gefahren. Der Ort ist für Surfer wohl ein super Spot und deshalb für mich wenig attraktiv, aber, wie sich jetzt zeigte, auch für Tierinteressierte. Im Hostel wurde eine Nachttour zum Naturreservat La Flor und zwar zu einem Strand angeboten, an dem in der Nacht aktuell die ersten kleinen Schildkröten schlüpfen und immer noch große Schildkröten zur Eiablage kommen. Auch die Entscheidung für die Teilnahme an der Tour fiel bei mir in Millisekunden. Nach unserer Ankunft im Hostel gingen wir an den Strand, der schön zum Laufen war aber nicht zum Baden. Der Sonnenuntergang begann und es war wieder Zeit zum Fotografieren. Dann aßen wir in einem der Restaurants direkt am Strand und 19:00 waren wir fertig zum Start für die Tour zum Naturreservat La Flor. Wir waren zwölf Leute auf der Tour und zuerst gab es eine Einführung über die Schildkröten: Arten, Lebensweise, Eiablage, Schlüpfen, Feinde, Schutzprogramme etc.. Hängen bleiben bei solchen Vorträgen ja immer die Dinge, die einen am meisten beeindrucken, hier sind die Dinge, die bei mir hängengeblieben sind. Die größte Meeresschildkröte ist die Leatherback-Turtle (Lederschildkröte). Sie kann 3,70m lang werden und wiegt dann ca. 900kg. Wenn man die Zahlen hört oder liest, ist es nicht so gigantisch, aber stellt Euch die Zahlen einmal vor. Dies ist ungefähr die Größe und das Leergewicht einer alten VW-Käfers. Wahnsinn! Oder? Man hat Schildkröten mit Sender ausgerüstet, die die Position der Schildkröte via Satellit senden. Bevor man diese Daten hatte, nahm man an, dass die Schildkröten in der Karibik zwischen USA und den Süd- und Westküsten der Karibik hin und her schwimmen. Jetzt weiß man, dass sie in einem großen Kreis über den gesamten Atlantik bis nach Afrika schwimmen. Es gibt dabei drei Längen für ihre Touren: 2 Jahre, 1,5 Jahre und ein Jahr. Man kann im Internet den Weg der Schildkröten verfolgen und sich dabei z.B. für genau eine Schildkröte für seine Beobachtung entscheiden. Interessant ist auch, wie das Schlüpfen erfolgt. Alle Schildkröten aus einem Nest schlüpfen fast gleichzeitig. Das Nest selbst ist ca. 30-40cm unter der Erde. Den Weg aus diesem Nest schafft eine einzelne Schildkröte allein nicht. Die Schildkröten müssen sich gemeinsam und gegenseitig nach oben drücken. Oben angekommen, schaut erst ein Köpfchen aus dem Sand raus und dann kommen nach und nach von unten die anderen Schildkröten. Man sieht keine Kuhle im Sand, sondern es ist wie später im Meer, wenn die Schildkröten zum Luft holen, auftauchen. Nach dem Vortrag fuhr wir mit einem Jeep 22km südlich von San Juan del Sur. Wir hatten Glück, es regnete nicht, der Himmel war leicht bedeckt, die Sterne waren gut zu sehen und es gab zwar keinen Vollmond aber einen Dreiviertelmond, d.h. das Licht war super und es war keine stockdunkle Nacht. Wir bekamen Rotlichttaschenlampen, damit wir uns den Weg auf dem Strand erleuchten können und auf keine Schildkröte treten. Zuerst nahmen wir die Körbe mit eingesammelten Schildkröten und brachten sie zum Strand und entließen sie ins Meer, dann hatten wir Zeit über den Strand zu schlendern und die schlüpfenden Schildkröten zu suchen. Es war ungefähr wie Pilze suchen. Einige Zeit sah man gar keine Schildkröte und dann gleich ganz viele. Kurz nach unserer Ankunft waren noch nicht so viele Schildkröten am Strand unterwegs. Später waren es sehr viel mehr und man musste sehr aufpassen, dass man nicht auf sie tritt. Auffällig war auch, dass die Schildkröten, die durch Helfer direkt aus ihren Nestern ausgegraben und zur See gebracht wurden, viel schwächer waren, als die Schildkröten, die sich selbst aus dem Nest gearbeitet hatten und zum Meer gelaufen sind. Dies hatte man auch schon in dem Vortrag gesagt. Durch das Herausarbeiten aus dem Nest und durch das Laufen zum Meer bekommen die kleinen Schildkröten Muskeln und sind bei Ankunft am Meer dann richtig fit. Eine von 1000 geschlüpften Schildkröten wird eine ausgewachsene Schildkröte und geschlechtsreif. Ja wir sahen auch sehr schwache Schildkröten und tote Schildkröten am Strand liegen. So gegen 23:00 wird dann immer die Ankunft der Schildkröten aus dem Meer erwartet, die zur Eiablage kommen und wirklich pünktlich 23:00 kam schon eine Schildkröte, eine junge Leatherback turtle ca. 1m lang, an den Strand. Irre. Sie kroch über den Strand und suchte sich ein schönes Plätzchen, an dem sie die nächsten 2-3 Stunden ca. 100 Eier ablegen sollte. Wir sahen noch wie sie anfing zu graben und da die Mehrheit der Gruppe dann zurück nach San Juan del Sur wollte, fuhren wir zurück. Müde war ich schon, ich hatte die letzte Nacht ja schlecht geschlafen, aber ich hätte auch noch drei Stunden am Strand verbracht. Die Schildkröte hatte sich aber ein Plätzchen unter einem Baum gesucht und war deshalb schwer zu beobachten. Na gut, also ging es zurück nach San Juan del Sur und direkt ins Bett und wegen dem Schlafverlust der letzten Nacht schlief ich in Sekunden ein.

Für Nachtaufnahmen ohne Blitzlicht scheint meine Kamera nicht geeignet zu sein oder ich habe den notwendigen Trick oder das notwendige Wissen dazu nicht. D.h. die Tour ins Naturreservat La Flor ist in meinem Kopf aber nicht auf vielen schönen Fotos. Dies ist etwas schade, aber auch ok für mich.

Hasta mañana Birgit