Luang Prabang – Tag 3

Ich hatte für heute eine Tour in Dörfer der Umgebung von Luang Prabang gebucht. Auf dem Weg zum Treffpunkt kam ich heute Morgen wieder an einem Ort vorbei, an dem man wohl Ferkel kaufen kann. Beim ersten Vorbeigehen vor ein paar Tagen dachte ich noch, dass der Mann mit seinen zwei Ferkeln auf dem Moped zufällig dort steht, aber nachdem ich nun jeden Morgen dort Männer mit Ferkeln sah, nehme ich an, dass dies der Ort in Luang Prabang ist, an dem man Ferkel kaufen kann. Falls es von Interesse ist oder Ihr mal ein Ferkel braucht: 50m Richtung Mekong vom Dara Market.

Wir waren zu viert. Ein schottisches Ehepaar und deren Tochter, die seit 9 Monaten in Luang Prabang lebt, waren meine Mitreisenden heute. 9:00 war der Start der Tour im Office von GreenDiscovery, dies ist einer der ältesten Touranbieter von Laos. Wir fuhren mit einem Minivan zuerst in ein Dort, welches für die Herstellung von Messern bekannt ist. Wir kamen an und die Dorfstraße war blockiert. Es sah nach einem Fest aus, welches hier vorbereitet wurde. Wir erfuhren, dass es die Vorbereitung für eine Beerdigung ist. Interessant war, dass wegen der Beerdigung und wegen dem Respekt dem oder der Toten gegenüber jede Arbeit im Dorf für eine Woche ruht. Ich dachte mir so, dass es Leute geben wird, die sich freuen, wenn jemand stirbt, denn dann muss man nicht zur Arbeit gehen. Andererseits darf man auch nicht arbeiten, d.h. eventuell fällt ein notwendiger Verdienst weg. Die Messerherstellung stand dadurch heute auch still. Wir sahen noch ein paar Messerrohlinge, aber sonst nichts. Die Messer werden übrigens aus dem Mantel von Bomben gefertigt. Unser Guide erklärte so selbstverständlich, dass man doch erkennen müsste, dass dies Bombenteile sind. Naja ich habe noch nie in meinem Leben eine Bombe gesehen und ganz ehrlich, ich bin darüber extrem glücklich. Bomben gab und gibt es hier genug. Die Amerikaner haben hier einiges abgeworfen. Mittlerweile sind die Gebiete von Bomben bereinigt wurden, aber ähnlich wie bei uns, wenn wieder mal eine Bombe aus dem zweiten Weltkrieg gefunden wird, gibt es hier weiterhin Unfälle mit nicht entdeckten Bomben. Unser Guide hat Großeltern durch Bomben verloren, die im Reisfeld unentdeckt lagen.

Wir fuhren durch gelbe Reisfelder, die gerade kurz vor der Ernte stehen bzw. gerade abgeerntet werden. Es gibt hier die nassen Reisfelder in den Ebenen und an den Berghängen wird Reis trocken angebaut. Einer von beiden klebt besser, aber ich habe vergessen welcher. Die Reisfelder werden traditionell mit Wasserbüffeln bewirtschaftet. Es gibt hier schwarze und rosafarbene Wasserbüffel. Unser Guide baut Reis an. Er sagt mit der traditionellen Methode, also mit Wasserbüffeln und der Ernte von Hand, konnte er 6 Tonnen Reis ernten. Jetzt nutzt er einen Traktor aus China, damit geht alles schneller, aber er erntet nur noch 5 Tonnen Reis.

Wir stoppten in einem Dorf der Kmhmu. Dort besuchten wir eine Schule. Bis vor ein paar Jahren, gab es nicht in jedem Dorf eine Grundschule. Heute gibt es in jedem Dorf eine Grundschule. Die Kinder tragen eine Schuluniform. Weißes Hemd und blaue Hose für die Jungs, weiße Bluse und landestypischer Rock in Blau mit weißer Borde für die Mädchen. Auf den Hemden ist jeweils der Name der Schüler drauf gedruckt. In Vientiane habe ich auch Schüler mit einem roten Halstuch gesehen und ältere Schüler trugen ein blaues Hemd mit einem Emblem auf dem linken Arm, also ähnlich der FDJ-Hemden zu DDR-Zeiten. Die Grundschule, die wir besuchten hat 6 Klassen. Sie war sehr einfach eingerichtet. In der größten Klasse war gerade Mathematik-Unterricht. Die Kinder hatten jeder ein Lehrbuch, aber nicht alle hatten Hefte und Stifte. Der Lehrer trug die grün-gelbe Uniform der stattlichen Angestellten und war recht schweigsam. Er schrieb einfach das Lehrbuch ab an die Tafel. In der kleinsten Klasse gab es keine Bücher, Hefte oder Stifte. Erschreckend. Eine weiterführende Schule gibt es dann nicht mehr im Dorf, dazu muss man in größere Orte gehen. Die Jungs werden teilweise Mönche und bekommen so eine weiterführende Ausbildung. Die Grund- und Mittelschule ist kostenlos, das Collage oder die Universität Kosten dann Geld. Bei den Mädchen ist meistens nach der Grundschule Schluss mit der Ausbildung. Sie helfen auf dem Hof der Eltern und heiraten recht früh. In Orten wie Luang Prabang heiratet man wohl mit 24 (Mädchen) oder 28 (Jungen). In den Dörfern heiraten die Mädchen mit 13-15. in den Dörfern haben die Familien 8-10 Kinder.

Auf der Fahrt sahen wir sehr viel Teak-Bäume, aber auch Kautschuk-Bäume.

Wir fuhren ins Bergland auf 1000m Höhe. Dort oben war es kühler und es wehte eine angenehme Brise. Wir stoppten in einem Dorf der Hmong. Die Architektur der Häuser unterschied sich vom Dorf der Kmhmu. Und hier wuchs Kaffee. In ein paar Wochen kann auch dieser geerntet werden. Die Kinder im Dorf spielten eine Art Völkerball in ihrer Schulpause. Der Unterricht geht bis zum Mittag, dann gehen die Schüler zum Essen nach Hause und danach geht der Unterricht weiter.

Zur Mittagspause waren wir am Fluss Nam Pa und für uns wurde ein traditionelles laotisches Picknick gerichtet. Der Tisch, der gleichzeitig Teller war, war aus Bananenblätter. Darauf wurden typische laotische Speisen, die der Guide heute Morgen auf dem Markt gekauft hat, gelegt. Dann bekam jeder ein Päckchen mit Klebereis in Bananenblätter, die dann auch gleich als Teller fungierten. Ja und dann dachte ich, dass es Stäbchen gibt, aber nein in Laos isst man mit den Fingern. Die Speisen waren nicht total exotisch, aber köstlich. Ich fragte nach und der Guide erzählte, dass dieses Essen auch typisch für das Frühstück und das Mittagessen in einer laotischen Familie ist. Zum Abendessen gibt es dann eher eine Nudelsuppe. Außerdem essen die Laoten sehr scharf. Ich nutzte die Gelegenheit und frage nach den Matratzen in Laos. Also die typischen Matratzen sind aus einer Blüte eines Baumes, dessen Namen der Guide in Englisch nicht wusste, und diese sind schwer und hart. Er selbst meinte, dass er aber eher eine weiche Matratze bevorzugt und nutzt. Dies kann ich sehr gut nachvollziehen.

Der nächste Stopp war in einem Dorf der Lao. Auch hier war die Bauweise der Häuser anders als in den Dörfern der Kmhmu oder der Hmong. Wenn ein Dorf der Lao am Wasser liegt, hat es ein Boot. Mit diesem nimmt es an einem der jährlich stattfindenden Bootsrennen teil. Jedes Dorf der Lao, die buddhistisch sind, hat ein Kloster. In den kleineren Dörfern lebt dort meistens nur ein Mönch mit einem oder zwei Novizen. Da die Mönche von den Dörfern versorgt werden, können in den Dörfern nicht mehr Mönche leben, da mehr Mönche durch ein so kleines Dorf nicht versorgen werden können. Im Gegensatz zu größeren Orten geht der Mönch hier nicht auf einen Almosengang am Morgen durchs Dorf. Er läutet eine Glocke und dann bringen die Gläubigen die Almosen direkt ins Kloster.

Den Abschluss der Tour bildete ein Besuch in einer Seiden-Weberei und einer Saa-Papierherstellung. Erstmals im meinem Leben sah ich Seidenraupen und die Kokons, deren Fäden gewonnen werden. Die Seide ist vorm Kochen und Färben erstaunlich hart. Dies hätte ich nicht erwartet. Gefärbt wird mit natürlichen aus unterschiedlichen Pflanzen gewonnen Farben. Die Saa-Papierherstellung funktioniert wie Papierherstellung halt funktioniert. Genutzt wird hier die Rinde des Maulbeerbaumes. Dies ist übrigens der gleiche Baum, dessen Blätter die Seidenraupe als Mahlzeit liebt.

Gegen 16:00 waren wir wieder zurück in Luang Prabang. Nach der informativen Tour war es genau der richtige Moment für einen Kaffee. Ich saß lang im Café und bin dann direkt auf den Markt zum Abendessen gegangen. Ein wenig müde ging ich zurück ins Hostel.

Ab morgen werde ich mit einem Slow Boat zwei Tage den Mekong Richtung Norden also flussaufwärts fahren. Es gibt auch Schnellboote, die die Fahrt in einem Tag machen, aber die sind nicht ganz ungefährlich. Ich lass in der Zeitung in Vientiane, dass ein Schnellboot in ein Fischerboot gerast ist. Zwei Südkoreaner wurden vermisst und sind vermutlich tot. Ich habe die Schnellboote ja gestern auf dem Mekong schon gesehen. Sie machen einen Höllenlärm und die Insassen tragen teilweise Helme. Dies sah irgendwie nicht wirklich entspannt aus. Ich wollte aber eh mit einem Slow Boat fahren. Dies kann man ganz günstig für 220.000 Kip also ca. 22 Euro machen. Dies ist dann ohne Komfort, ohne Essen und ohne Übernachtung. Man kann dies auch ganz teuer und sehr luxuriös machen und es gibt einen bezahlbare Variante, die ich gewählt habe. Ich fahre mit Shompoo Cruise und werde in der Mekong Riverside Lodge in Pak Beng übernachten. Ich zahle für die zwei Tage, das Essen und die Übernachtung in Pak Beng 175 USD. Nicht billig, aber warum nicht.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich in Pak Beng morgen Internet habe. Eventuell gibt es den nächsten Blogeintrag erst in zwei Tagen.

Bis bald Birgit