Luang Prabang – Tag 2

Irgendwann musste der Tag kommen, an dem ich so früh wie die Mönche aufstehen muss, damit ich ihren morgendlichen Almosengang sehen kann. Und heute war es soweit. Im Hostel hatte ich mich erkundigt. 5:30 wären die Mönche auch hier in der Gegend anzutreffen. 6:10 geht aktuell die Sonne auf. 5:30 ist schon arg früh. Also gönnte ich mir 15 Minuten mehr und der Wecker hätte 5:45 geklingelt, wenn ich nicht eh aufgewacht wäre. An der kleinen Straßenkreuzung in der Nähe des Hostels warteten zwei Damen auf die Mönche. Ich ging weiter Richtung der Kloster in der Ortsmitte. Dann kamen mir die ersten orangefarben gekleideten Mönche entgegen. Einer lief hinter dem anderen. Die Reihe schlängelte sich durch die Straßen wie eine orangefarbene Schlange. Es war noch viel zu früh für Foto, zu wenig Licht, und die Mönche blieben beim Almosen nehmen nicht stehen, so dass alle Bilder verwackelt waren. Ich ging weiter Richtung Ortsmitte. Ältere weißhaarige Damen saßen vor einem Kloster und warteten auf die Mönche, um Reis in deren Pot zu geben. Und hier wurde mir schlagartig klar, warum überall Plakate hängen, dass die Mönche beim Almosengang zu respektieren seien und welche Verhaltensregeln einzuhalten sind. Ja es ist seltsam oder magisch ruhig, wenn die Mönche die Almosen erhalten, aber es gibt einfach viele Touristen, die sich den Almosengang der Mönche anschauen und einige sind sehr aufdringlich den Mönchen und den Gebenden gegenüber. Ich habe versucht mich eher im Hintergrund aufzuhalten und Fotos zu machen, was dann natürlich nicht so einfach ist. Egal, interessant war es trotzdem. Teilweise hatten sich auch Touristen, vermutlich Buddhisten, unter die Gebenden gemischt. Von Ihnen bekamen die Mönche Kekse und Bonbons. So lange die Gebenden sitzen blieben, war klar, da kommen noch mehr Mönche. Irgendwann nach einer Gruppe Mönche packten die Gebenden ihre Sachen zusammen und damit war klar, das waren die letzten Mönche für heute hier gewesen. Ich bin dann etwas über den Morgenmarkt geschlendert, habe an einer Ecke am Morgenmarkt weitere Mönche gesehen und bin zurück ins Hostel. 6:40 war ich wieder im Bett, um 7:15 wieder diesmal richtig aufzustehen.

Ich wollte um 8:00 an der Abfahrtsstelle für die Boote zu den Pak Ou Höhlen sein. Die Bootsfahrt kann man über eine der vielen Agenturen buchen, da zahlt man mehr oder man kauft morgens 8:00 das Ticket direkt. Das Ticket kostet beim Direktkauf 65.000 Kip oder ca. 6,50 Euro und gilt für Hin- und Rückfahrt. Um 8:30 legen dann die Boote ab, egal ob man sein Ticket direkt gekauft hat oder ob man die Tour über eine Agentur gebucht hat. Es gibt da auch Ausnahmen, aber dazu komme ich später. Wir waren sieben Leute im Boot. Dichte Wolken bedeckten den Himmel. In den ersten Minuten auf dem Mekong wurde es frisch. Aber dies sollte sich ändern. Zwei Stunden dauert die Fahrt flussaufwärts. Es war nicht meine erste Fahrt auf dem Mekong. Ich bin in Vietnam schon im Mekong-Delta unterwegs gewesen und bin auch schon mit dem Boot von Vietnam nach Phnom Penh in Kambodscha gefahren. Auf dem Mekong zu fahren, ist einfach etwas besonderes und es ist toll, so auch heute. Die Landschaft ist schön. Teilweise kamen wir an den kleinen Booten der Einheimischen vorbei oder an größeren Transportbooten. Und das Wetter wurde auch besser. Sonne und blauer Himmel. Gut das die Boote alle ein Dach haben. Ohne wäre es in der Sonne heute sicher unangenehm geworden. Irgendwann gab es auf der Hinfahrt einen Stopp bei einem Dorf und dort verstand ich den Begriff Whiskey-Dorf. Es gibt hier Dörfer in der Umgebung von Luang Prabang, die produzieren aus Reis Whiskey und Wein. Wir stoppten also in einem Whiskey-Dorf für 10 Minuten. Als wir wieder zurück im Boot waren, stellten wir fest, dass neben uns ein sehr luxuriöses Boot lag. Ja und das ist die vorhin schon erwähnte Ausnahme. Es gibt VIP-Boote. Sehr stylisch. Unser Bootsführer war etwas erregt. Er sagte uns, dass es hier in Luang Prabang ein Hotel gibt, in dem die Nacht 2.000 USD kostet und dass u.a. dieses Hotel solche VIP-Boote hat. Ja und er fügte hinzu, dass ein Laote von 2.000 USD 2 Jahre lebt. Dies war sicher der Umstand, der ihn so erregte. Ich lass heute Abend, dass das durchschnittliche jährlich Einkommen in Laos 800 USD beträgt. Die Fahrt ging weiter und nach zwei Stunden waren wir bei den Pak Ou Höhlen. Wir hatten 35 Minuten Zeit, um uns die beiden Höhlen anzuschauen. Diese Zeit war recht knapp bemessen. Es reichte, um die Höhlen zu sehen, aber nicht um sie wirken zu lassen. Die Rückfahrt ging fast ruckzuck. In etwas mehr als einer Stunde waren wir flussabwärts wieder in Luang Prabang.

Es war Mittagszeit und in der Sonne war es kaum auszuhalten. Ich hatte Hunger und ging in ein kleines Restaurant und fand auf der Karte einen Salat nach Art von Luang Prabang. Perfekt. Viele Salat-Bestandteile waren mir wieder unbekannt. Er war aber sehr köstlich. Dann gönnte ich mir eine Pause und diese füllte ich mit Lesen des Reiseführers und mit der Planung der nächsten Tage und ging dann gleich in die entsprechenden Reiseagenturen und buchte. Der Weg in den Norden startet übermorgen und ich werde dann nochmals bei den Pak Ou Höhlen stoppen, da ich nicht die günstigste Variante der Bootsfahrt nach Huay Xai gewählt habe. Es gibt eine Standardroute durch den Norden. Diese wollte ich gegen den Uhrzeiger bereisen und habe mich heute entschlossen die Route im Uhrzeigersinn zu bereisen und mit der Fahrt nach Huay Xai zu beginnen. Das Zimmer in meinem Hostel kann ich eine weitere Nacht bewohnen. Sehr gut.

Am späten Nachmittag ging ich zurück zum Hostel. Die Sonne brannte immer noch gnadenlos. Mein klimatisiertes Zimmer war super erholsam und kostet übrigens nur knappe 13 Euro pro Nacht mit Frühstück, eigenem Bad, Klimaanlage und Fernseher, auf dem ich sogar Deutsche Welle sehen könnte, wenn ich ihn anschalten würde.

Im Ort hatte ich heute irgendwo ein Büchlein von BigBrotherMouse mitgenommen. BigBrotherMouse wurde von einem Amerikaner 2006 ins Leben gerufen. Als er 2003 das erste Mal in Laos war, stellte er fest, dass es hier keine Bücher zum Lesen gibt. Die übliche Meinung der Laoten über sich selbst war damals, laotische Menschen lesen nicht. Er konnte es nicht glauben und initiierte mit doch lesenden Laoten BigBrotherMouse. Dies ist heute eine not-for-profit Organisation, die die Lust am Lesen weckt und wecken möchte. Sie veranstaltet Bücher-Parties in Schulen, schreibt, illustriert, druckt und übersetzt Bücher und gibt Laoten die Möglichkeit Englisch zu lernen. 2007 wurden 31 Bücher-Parties veranstaltet, 2012 schon 903. Heute sagen die Laoten, dass Laos ein Land ist, welches Bücher liebt. Welch ein Erfolg in dieser kurzen Zeit. Touristen können u.a. Bücher kaufen und diese dann unterwegs im Land an Kinder verteilen. Touristen können aber auch eine Bücher-Party inklusive allem spenden (350 USD) oder die Auflage eines neuen Buches ermöglichen (1000 USD). Dies habe ich mir angeschaut und bin zum BigBrotherMouse-Büro in Luang Prabang gegangen. Geht mal auf die Webseite, das ist wirklich sehr interessant, was da gemacht wurde und wird. Da keine Bücher in laotischer Sprache gedrückt wurden, gab es auch keinen Schriftfont zum Drucken. Auch dieser wurde neu entwickelt.

Später ging ich wieder auf den Markt zum Abendessen. Ich stellte fest, dass die Stände, die Büffet anbieten, wieder sehr gut besucht waren, aber fast nur von Ausländern. Ja das Büffet war gefüllt mit Essen, welches uns nicht zu fremd ist. Ich habe weitere Stände entdeckt, an denen eher die Einheimischen einkauften, da sah das Essen für westliche Augen schon etwas gewöhnungsbedürftig aus. Auch ich kaufte dort nicht. Das Essen animiert uns Westler irgendwie nicht zum Essen. Gut satt schlenderte ich zurück ins Hostel.

Bis morgen Birgit