Alta – Skaidi

Ein Rentier, noch ein Rentier und dann ganz viele Rentiere

Heute Morgen war es in Alta stark bewölkt und etwas kühl. Ich fuhr wie immer früh los u.a. auch, damit ich auf der E6 für die ersten Anstiege allein bin. 16 km ging es noch entlang des Altafjords und dann begannen die Anstiege. Es ging auf eine Hochebene und das in mehreren Stufen: zuerst ca. 250 m hoch, dann ca. 100 m wieder runter und dann wieder auf ca. 400 Höhenmeter. Auf der Hochebene ging es die gesamte Fahrt immer wieder ein bisschen hoch und auch ein bisschen runter, aber die Grundtendenz war bergab. Auf der Hochebene selbst war es auch noch bewölkt, aber ab und an kam ein Wolkenloch und die Sonne schien hindurch. Die Hochebene war einfach wunderschön zum Fahren und zum Anschauen. Aber aufgrund des Wetters war es nicht ganz so einfach, ein ordentliches Foto zu machen.

Ein Stopp heute war an einer kleinen Parkbucht. Am Straßenrand standen viele Autos und überall bückten sich Menschen und sammelten Heidelbeeren. Also Rad abgestellt, Helm ab und ab in die Heidelbeeren. Ich hatte natürlich keinen Sammelbehälter dabei, aber das war ja auch nicht mein Ansinnen. Ich wollte die Heidelbeeren ja direkt essen. Also aß ich so lange bis ich keinen Appetit mehr hatte. Super. Ich freue mich jetzt schon auf die Heidelberg-Pause in den nächsten Tagen.

Irgendwann sah ich dann endlich auch wieder mal ein Rentier. Sehr weit entfernt, aber es war zu erkennen, dass es ein braunes Rentier mit einem staatlichen Geweih war. Dann etwas weiter saß gut getarnt zwischen den Birken ein weiteres Rentier. Ich freute mich, ich hatte zwei Rentiere gesehen, aber es kam noch ganz anders. Vielleicht 20 km vor Skaidi sah ich eine Rentiergruppe nach der anderen. Nun waren sie auch direkt vor mir auf der Straße oder kamen mir auf der Gegenfahrbahn entgegen.

Zwei Gruppen grasten am Straßenrand, als ich sie erreichte. Ich beobachtete bei beiden Gruppen das gleiche Verhalten. Sie grasten am Straßenrand, schienen dann zu beschließen, jetzt gehen wir mal auf der Straße entlang und schauen mal, was dort passiert. Als erstes stellten sie sich mitten auf die Straße. Dann schauten sie nach rechts und nach links und fragten sich vielleicht, was jetzt passieren sollte. Sie beschlossen, auf der Gegenfahrbahn mir entgegen zu laufen, egal ob dahinter nun ein Auto kommt oder auch nicht. Schnell bildete sich eine längere Autoschlange hinter der Rentiergruppe. Irgendwann verlor ein Autofahrer die Geduld, versuchte an der Rentiergruppe vorbeizukommen und dann beschlossen die Rentiere, die Straße zu räumen. Es wirkte, als machten sie sich einen Spaß mit uns. Ich hatte aber auch meine Freude mit ihnen, denn so nah hatte ich die Rentiere auf dieser Tour noch nicht gesehen. Alle hatten ein staatliches Geweih, welches bei Rentieren mit Fell bewachsen ist.

Fünf Radfahrer kamen mir heute entgegen. Auch wenn meine Etappe heute nicht ganz einfach war, ist die Etappe in umgekehrter Richtung, glaube ich, richtig schwer.

Unterwegs traf ich eine Motorradfahrerin. Sie hob den Daumen als Zeichen der Bewunderung für die Radfahrerleistung. Sie machte gerade eine Pause, ich bewältigte gerade einen Anstieg, wir verständigen uns kurz mit Handzeichen, ich hielt an und wir unterhielten uns kurz. Sie kam aus Sachsen, steht kurz vor ihrem 60. Geburtstag und fuhr alleine mit dem Motorrad zum Nordkap: über Schweden, Finnland hinauf und über Norwegen wieder zurück. Also ich finde auch nicht schlecht!

Nach über 85 km erreichte ich Skaidi. Der Campingplatz, der in OpenStreetmap noch eingezeichnet ist, ist wohl geschlossen. Es gibt einen zentralen Versorgungspunkt im Ort, der ist an der Straßenkreuzung. Hier sind ein Hotel, ein Restaurant, ein Supermarkt und ein Motel. Das Hotel hatte ich mir gestern schon im Internet angeschaut und es schien, keine freien Zimmer mehr zu haben. Ich wollte es im Motel probieren. Das klappte. Das Zimmer im Motel bekam ich übrigens im Supermarkt an der Kasse. Nach der langen Tour heute ist mir das Motel sehr angenehm zum Ausruhen.

Nun konnte ich auch zum Hotel in Skaidi Informationen finden. Die Hotelhinweisschilder im Ort sind nämlich zugeklebt. Ich ging auf die Internetseite des Hotels und dort fand ich dies: „Im Zusammenhang mit der anhaltenden Krise in der Ukraine und der akuten Situation mit Asylbewerbern wurde das Skaidi-Hotel als Notunterkunft beschlagnahmt. Dies bedeutet, dass das Hotel ab dem 21.03.2022 für andere Gäste geschlossen bleibt. Wir werden weiterhin über Änderungen der Situation informieren, allerdings ist das Hotel nach derzeitigem Stand für 3 bis 6 Monate beschlagnahmt. Für unser Unternehmen und unsere Mitarbeiter sind wir stolz darauf, dass wir die Möglichkeit haben, in dieser entstandenen Situation zu helfen.“

Karte

Rentier Nr.2 heute – gut getarnt zwischen Birkenstämmen
Rentiere – jetzt gehen wir mal auf der Straße.
Rentiere
Rentier noch am Straßenrand
Rentier auch noch am Straßenrand
Rentiere – jetzt laufen wir mal auf der Straße und stoppen die Autos.
Rentier – eigentlich wollte ich auf die Straße, aber da steht eine Radfahrerin.
Am Ende führte die Tour entlang des Repparfjordelva.