Honningsvåg – Nordkapp

284-45-303-217-307 Nordkap

Noch zu gestern: Roswitha, Hans und ich waren noch im Pub. Wir liefen von der Jugendherberge ins Ortszentrum von Honningsvåg. Es war windstill und nicht kalt. Wir hatten einen schönen Abend miteinander.

Schon gestern war klar, dass das Wetter heute so sein würde, dass ich zum Nordkap aufbrechen würde. Ich war aufgeregt und konnte aber doch ganz gut schlafen. 5:45 ging es dann aber nicht mehr. Ich musste aufstehen und losfahren. Also frühstücken, Rad richten und noch schnell in den Supermarkt.

Langsam verließ ich Honningsvåg. Es war irreal, dass ich nun zum Nordkap fahren würde. Es war noch bewölkt aber windstill. 6 km weiter zeigte sich die Sonne durch die Wolkenlücken erstmals und der erste Anstieg auf 284 m begann. Kurz fuhr ich mit einem Münchner zusammen, aber er war viel schneller. So unterhielten wir uns kurz und dann fuhr er weiter. Wir fuhren an weiblichen Rentieren mit ihren Kälbern vorbei. Die Landschaft war gigantisch. Ab und an machte ich ein Foto, was mir gerade recht als Pause kam. Es waren noch nicht viele Autos unterwegs.

Nach kurzer Fahrt auf der Hochebene ging es wieder bergab lt. Höhenprofil auf 45 m. Und nach 10 km Fahrt war ich am Anfang des nächsten Anstiegs nun auf 303 m. Oben angekommen, dachte ich, dass ich es geschafft hätte, aber nein es ging noch einmal auf 217 m runter, um dann noch einmal auf 307 m anzusteigen. Ich ergab mich dem Auf und Ab. Nach insgesamt 33 km würde alles vorbei sein. Das war sicher.

Die Sonne schob früh alle Wolken beiseite und ich fuhr in der Sonne. Schon das war unglaublich. Früh sah ich auch das Nordkap, dass aber noch 20 km entfernt war.

Drei Radfahrer ohne Gepäck überholten mich. Ich fuhr mit meinem gesamten Gepäck, denn ich wollte am Nordkap übernachten.

Noch ein Anstieg, eine Kurve und dann sah ich den vollen Parkplatz. Mittlerweile hatten mich auch viele Autos überholt und die Straße war voll geworden. Dann das Ortsschild: Nordkapp. Nun kämpfte ich nicht mehr mit dem Anstieg, sondern mit den Tränen. Ich war wirklich am Nordkap!

Als Radfahrer hat man freien Eintritt. Ich fuhr direkt weiter zum Globus. Den Berliner mit dem ich gestern kurz gefahren bin, traf ich wieder und rief im Vorbeifahren „Hallo“. Der Platz am Globus war voller Menschen, meistens Kreuzfahrer. Ein riesiges „Mein Schiff“ war heute Morgen im Hafen von Honningsvåg angekommen.

Ich stoppte etwas entfernt vom Globus und heulte vor Freude. Die Tränen liefen einfach runter. Der Berliner und zwei Husumer kamen hinzu. Sie waren gestern im Nebel angekommen und hatten das erste Überwältigt sein schon hinter sich. Der Berliner machte dann meine Erinnerungsfotos inmitten der ganzen Kreuzfahrer am Globus.

Ich musste natürlich mein Fahrrad an den Globus direkt stellen. Also Taschen ab, Rad hoch und Taschen wieder dran.

Als ich im März hier war, trafen wir einen italienischen Radfahrer, der im Winter zum Nordkap gefahren war. Mit ihm hievten wir sein ca. 50 kg schweres Fahrrad vollgepackt auf den Sockel. Zu viert war das ganz schön schwer.

Nun bin ich seit über 5 Stunden hier. Das Wetter ist unverändert. Die Wolken, die bei meiner Ankunft noch das Meer bedeckten, haben sich nach Norden verzogen. Mittlerweile habe ich meinen Kocher angeworfen und Mittagessen gegessen. Mehrere Kaffees mit Blick auf den Globus habe ich auch schon genossen. Im Kino habe ich einen Film übers Nordkap im Laufe der Jahreszeiten gesehen. Es gibt auch eine schöne kleine Kapelle. Ein norwegischer König und auch ein thailändischer König waren auch schon hier. Kleine Ausstellungen sind diesen Ereignissen gewidmet.

Der Strom der Touristen nimmt bisher nicht ab. Ich denke, dass es gegen Abend weniger werden.

Nun bin ich seit 7 Stunden hier. Es windet etwas mehr, aber die Sonne scheint weiterhin. Der Parkplatz ist voller Wohnmobile und dies wird sich über Nacht auch nicht ändern. Mein Zelt ist mittlerweile windgeschützt aufgebaut. Weitere Zelte von Rad- und Motorradfahrern stehen in meiner Nachbarschaft. Es sind weniger Touristen da. Immer wieder kommen Radfahrer an.

In der kleinen Kapelle saß ich nun schon länger. Sie ist ein guter Ort, um alles Review passieren zu lassen.

Das Nordkap wurde übrigens 1553 erstmals auf der Suche nach einem Seeweg nach China umsegelt und dann in die Karten aufgenommen.

Karte

600 Höhenmeter waren noch einmal zu bewältigen. Die Sonne zeigte sich früh.
Hinten den Wolken ist das Nordkap. Es sind noch 20 km.
Geniale Landschaft und Fahrt.
Die Sonne schiebt die Wolken weg.
Kurz vorm Nordkap: Berge am Meer sind in Wolken eingehüllt.
Hier kämpfte ich nicht mehr mit dem Anstieg aber mit den Tränen.
Geschafft!
Radfahrer-Gemeinscchaft!
Allein ist man am Nordkap nicht.
Blick vom Nordkap aufs Meer
Der Globus aus der Ferne: Das Plateau ist 300 m über dem Meer.