Colca Canyon Trek

Ich hatte mich für den Trek im Colca Canyon entschieden, der zwei Tage geht. Es gibt auch einen Trek über drei Tage. Der Weg ist dabei der gleiche. Der Tag 1 und 2 von der 3-Tages-Wanderung sind der Tag 1 von der 2-Tages-Wanderung. Bei beiden Touren heißt es am ersten Tag sehr früh aufstehen. Also klingelte am Montag der Wecker 2:45. Meine Sachen hatte ich schon gepackt und wir waren vier Leute aus dem Hostel, die die 2-Tages-Wanderung gebucht hatten. 3:00 waren wir fertig zum Gehen. Wir sollten zwischen 3:00 und 3:30 abgeholt werden. Der Bus kam 3:45. Der Bus war voll mit insgesamt 18 Leuten und es gab einen Guide. Ich dachte schon, dass dies doch etwas arg viele Leute für den Guide wären, aber dies war so gar nicht vorgesehen. Im Bus saßen Leute, die die 2- oder 3-Tages-Wanderung gebucht hatten sowie die Tagestouristen. Wir bekamen ein kurzes Hallo sowie ein Schlafkissen und eine Decke und dann schliefen wir weiter, denn die Fahrt dauert zum Colca Canyon von Arequipa ca. drei Stunden. Irgendwann wachte ich auf und sah dass die Scheiben gefroren waren, wir waren wohl gerade in der Nähe des höchsten Punktes der Strecke auf 4910m. Zum Frühstück waren wir in Chivay im nördlichen Teil des Colca Canyon und dann ging es zum Mirador Cruz del condor. Hier kann man Kondore beim Fliegen sehen. Zuerst waren nur ein paar Kondore zu sehen und auch eher in der Ferne. Wir hatten 45 Minuten Zeit bekommen und wollten 9:20 wieder weiterfahren. Ein paar Leute waren pünktlich im Auto und ein paar Leute nicht. Da ich nicht im Auto auf den Rest der Gruppe warten wollte, stieg ich aus, denn nach den Kondoren zu schauen war doch viel besser als im Auto zu warten. Und ich habe den perfekten Augenblick erwischt. Auf einmal waren ca. 15 Kondore über uns und neben uns, also total nah. Dies war wirklich beeindruckend. Es war recht schwierig Fotos zu machen, aber ich glaube, dass ich durch die Wahl der Funktion Serienbildfunktion an meiner Kamera doch ein paar schöne Fotos machen konnte.

Wir fuhren dann bis zum Ortseingang von Cabanaconde. Dort bildeten sich die Gruppen für die 2- und die 3-Tageswanderung. In meiner Gruppe waren 2 Französinnen, eine Kanadierin, eine Schweizerin aus der französischen Schweiz, ein polnischen Paar, ein englisches Paar und eine weitere Deutsche. Unser Guide Tito kam aus Arequipa. Und dann ging die Wanderung los. Der Colca Canyon ist einer der tiefsten Canyons der Welt. Die Südseite, die wir hinabstiegen, liegt total in der Sonne und ist staubig und trocken. Die Nordseite ist grün und fruchtbar. Wir stiegen 3 Stunden in großer Hitze hinab. Es war staubig und wirklich sehr warm. Es war aber eine phantastische Landschaft um uns herum. Wir starteten auf 3280m und der Canyon-Boden liegt auf 2300m. Wir querten am Canyon-Boden den Fluss Colca über eine Hängebrücke und sind dann auf der anderen Seite bis zum Dorf San Juan de Chuccho aufgestiegen. Dort gab es Mittagessen: eine Suppe und Lomo Saltado. Dieses war etwas wenig für eine Wanderung, aber ich hatte vorher schon die Info, dass ich genügend Snacks mitnehmen soll.

Nach dem Mittagessen stiegen wir noch bis zum Ort Cosñirhua (2660m) auf. Dort konnten wir das typische Getränk Colca Sour, eine Abwandlung des Pisco Sour, probieren. Für Colca Sour wird eine saure Kaktusfrucht verwendet. Sehr lecker. Hier habe ich dann auch die ersten Meerschweinchen in Käfigen gesehen. Ja sie sind hier nicht zum Schmusen oder Streicheln da sondern zum Essen. Außerdem erfuhr ich, dass sie schnell nach dem Schlachten gegessen werden müssen und dass die guten Restaurants Käfige haben, damit das Fleisch frisch auf den Tisch kommt. Ok ich bleibe weiter dabei, dass ich Meerschweinchen probieren möchte, aber ich möchte es vorher nicht lebend sehen und es vielleicht noch süß finden. Danach ging es nur noch gemütlich nach Sangalle (2160m), auch Oase genannt. Wir kamen ca. 17:00 dort an. Sangalle ist ein Ort am Boden des Canyons, es ist grün und hat ein paar Übernachtungsmöglichkeiten mit Pool. Zu viert teilten wir uns ein Zimmer und die meisten aus unserer Gruppe nahmen ein erfrischendes Bad im Pool. Bis zum Abendessen genossen wir noch etwas die Happy Hour der kleinen Bar. Das Abendessen war schon etwas mehr zum Essen als das Mittagessen. Es gab wieder eine Suppe und danach Spaghetti mit Tomatensauce. Wir waren früh im Bett, zum einen da dieser Tag 3:00 begann und zum anderen weil der nächste Tag 5:00 beginnen sollte.

In Sangalle war es auch in der Nacht nicht wirklich kalt. Oben am Canyon-Rand ist es nachts recht kalt und unten am Canyon-Boden ist eher mediterranes Klima. Sehr angenehm. Der Wecker klingelte dann heute morgen 4:45, denn 5:00 wollten wir starten. Es gab kein Frühstück, aber ich hatte Bananen dabei. Wir stiegen so früh aus dem Canyon auf, um die Sonne zu meiden, die sehr erbarmungslos hier ist. Die ersten 45 Minuten war es stockdunkel. Irgendwann ging der Mond auf, der heute gleich neben der Venus zu sehen war. Wunderschön. Der Aufstieg sollte 3 Stunden dauern. Es gab nur einen Weg nach oben und so konnte jeder sein Tempo laufen. Der Weg war recht gut und die meiste Zeit ohne Steinen und Stufen. Also es war für mich sehr angenehm zu laufen. Nach 2,5h war ich oben und kurz vorher hatte die Sonne den Weg erreicht und gleich war die Wärme zu spüren. Ich muss sagen, dass ich etwas stolz auf mich bin. Ich war wieder mit Abstand die Älteste in der Gruppe und war als erstes oben. Die Letzten kamen 50 Minuten später. Wir gingen dann nach Cabanaconde zum Frühstück.

Nun traten wir die Rückfahrt an, aber wir hielten immer wieder an diversen Orten. Zuerst hielten wir in Wayrapunku, dort hat man auf einen Teil des nördlichen Canyon und dessen Terrassen einen wunderbaren Blick. Es gibt wohl insgesamt über 5000 Terrassen, die als Felder genutzt wurden und werden. Hier im Gebiet des Colca Canyon leben zwei Bevölkerungsgruppen. Unterscheiden kann man die Frauen der beiden Gruppen an ihren Hüten, ihre sonstige Tracht ist identisch. Wir hielten dann noch in Maca und hatten dort noch einmal die Gelegenheit einen Colca Sour zu genießen und dann fuhren wir in ein Thermalbad in der Nähe von Chivay. Nach dem Bad ging es zum Mittagessen. Dies war diesmal ein großes Buffet mit sehr guten Speisen wie Ceviche von der Forelle, zwei verschiedenen Alpaka-Gerichten, gefüllte scharfe Paprika und vieles mehr. Wohl gesättigt ging es nun wirklich zurück nach Arequipa. Es gab nur noch einen Stopp auf dem höchsten Punkt der Strecke (Patapampa) bei 4910m. Von dort sieht man acht Vulkane in der Umgebung: Misti 5825m, Chachani 6075m, Ampato 6288m, Sabancayo 5976m, Hualca Hualca 6025m, Mismi 5672m, Chucura 5360m, Ubinas 5672m. Außerdem sah wir ganz weit in der Ferne die Aschewolken eines Vulkans, der gerade sehr aktiv ist. Auf der Fahrt sahen wir noch Lamas, Alpakas und Vicuñas. In Arequipa waren wir ca. 17:00.

Insgesamt kann ich sagen, dass dies zwei tolle Tage waren. Es war eine wirklich schöne Wanderung. Ich dachte erst, dass man die ganze Zeit entlang des Flusses im Colca Canyon läuft, aber dies ist nicht so. Man läuft von Süden in den Canyon rein und dann läuft man etwas im Canyon und man läuft dann wieder aus dem Canyon nicht an der gleichen Stelle aber an einer nicht sehr weit entfernten Stelle raus. Ich würde nicht empfehlen, den Colca Canyon im Rahmen eines Tagestrips von Arequipa zu besichtigen, dabei sitzt man stundenlang im Bus und sieht den Canyon meiner Ansicht nach eigentlich nicht richtig.

So und dann war ja noch die Idee, den Vulkan Chachani zu besteigen und wie der Zufall so will, ist die Schweizerin auch an der Besteigung interessiert und unser Guide Tito ist auch Bergführer für den Vulkan Chachani. D.h. wir werden morgen 10:00 starten, um übermorgen den Berg zu besteigen. Wahnsinn! Wenn dies klappt, werde ich einen Berg über 6000m besteigen. Ich werde berichten… Durch die Vulkanbesteigung werde ich das nächste Spiel der deutschen Mannschaft bei der WM verpassen, aber da sie eigentlich weiter sind, außer wenn sie gegen USA verlieren und Ghana oder Portugal sehr hoch gewinnen, hoffe ich, dass einfaches Daumendrücken reicht. Wenn alles klappt, habe ich bei Spielbeginn den Vulkan bestiegen und bin auf dem Weg zurück nach Arequipa.

Hasta parado mañana Birgit