Pucón – Tag 2

Was für ein genialer Tag… Ich habe einfach Glück. Ich traf heute Leute, die mehrere Tage auf schönes Wetter gewartet haben und ich Reise einfach nach Pucón, buche eine Tour auf den Vulkan Villarrica und habe heute den ganzen Tag blauen Himmel und Sonnenschein. Aber ich will mal alles der Reihe nach erzählen.

5:30 klingelte der Wecker. Es gab natürlich um diese Uhrzeit noch kein Frühstück, aber ich hatte noch Brot und Käse vom Einkauf in Puerto Varas übrig und einen Kaffee gab es schon. 6:30 war ich dann bei Aguaventura, dies ist nur einen Block vom Hostel entfernt. Auf dem Weg zu Agauventura sah ich, dass es sternenklar war. Perfekt. 17 Leute hatten sich für die Tour angemeldet und die Tour wurde von 5 Guides begleitet. Wie erwartet, fand ich einen gepackten Rucksack mit Hose, Jacke, Steigeisen, Handschuhe, Rutschunterlage, Gamaschen und Helm vor. Ich packte den Proviant, das Wasser, die Sonnencreme und die Sonnenbrille dazu. Es war recht kühl heute morgen. Jacke, Fleece, langärmligen T-Shirt sowie Mütze und Handschuhe waren ok zum Laufen, aber vorher war es kalt und es hätte noch eine Lage mehr sein können. Wir fuhren von Pucón zu einem Skilift am Fuße des Vulkans. Man kann die Tour starten, in dem man die ersten Höhenmeter mit dem Skilift erklimmt. Man kann sie aber auch starten, in dem man alles läuft. Alle aus der Gruppe entschieden sich für den Skilift. Also Rucksack auf den Schoß und dann ging es nach oben. Da der Rucksack auf dem Schoß war, realisierte ich erst gar nicht, dass es keine Stange für die Sicherheit vorm Bauch an dem Sessel gab. Glücklicherweise war es unterhalb des Sessellifts nicht arg tief. Dann ging unser Weg nach oben los. Die Gamaschen trugen wie von Beginn, irgendwann mussten wir den Helm aufsetzen und die Steigeisen anziehen und den Eispickel zum Laufen benutzen. Es ging stetig bergan und es war recht steil, aber die Geschwindigkeit war sehr moderat und es gab genug Pausen. Erst liefen wir noch auf Stein und Schnee und später dann auf Eis. Glücklicherweise hatten wir die Steigeisen. Ohne Steigeisen ist der Aufstieg nicht möglich. Irgendwann spürte ich die Sulfate in der Luft und das Atmen wurde recht unangenehm. Ich zog mein Buff-Tuch über den Mund und die Nase und dann ging es etwas besser, aber es war schon anstrengend wegen der fehlenden frischen Luft. Aber wir erreichten den Gipfel. Ein Mädchen aus unserer Gruppe gab sehr früh auf. Sie ist Wandern gar nicht gewöhnt und hatte schon früh Probleme. Der Trek wird ja als einfach und für jeden zu bewältigen eingestuft, dieser Einstufung würde ich mich nicht anschließen. Also ganz ungeübt sollte man nicht sein. Falls bisher der Eindruck entstanden sein sollte, dass eine Gruppe mit 17 Leuten den Berg heute bestiegen hat, dann muss ich schnell diesen Eindruck korrigieren. Es waren mehrere Gruppen, die den Berg bewältigten. Wenn ich schätzen müsste, wieviele Leute heute oben waren, dann würde ich 100 sagen. Ich dachte auch an die Berichte von der Besteigung des Mount Everest, wo es zu Staus an Engstellen kommt und die Bergsteiger wie an einer Kette gereiht auf den Berg steigen. So war es heute fast auch. Wir blieben nur 15 Minuten auf dem Gipfel wegen der Sulfate, die der Vulkan ausstößt. Es reichte für Fotos und um den Blick auf benachbarte Vulkane zu genießen. Sehr genial. Die Lava sahen wir nicht, dafür war das Sonnenlicht störend. Wenn es eher dunkel oder Nacht ist, dann sieht man, dass der ganze Krater glüht. Dies war die Information eines Guides. Na gut ich will mich jetzt aber nicht über die Sonne beschweren. Etwas weiter unterhalb des Gipfels gab es noch einmal eine Pause und dann zogen wir die mitgebrachten Jacken, Hosen und Rutschunterlagen an. Wir wollten/sollten den Vulkan nicht runterlaufen, sondern auf dem Hintern runterrutschen. Es gab eine Einweisung, wie man beim Rutschen sitzen soll und wie man mit dem Eispickel bremsen bzw. schneller werden kann. Mir kam natürlich gleich mein Volcano Boarding auf Vulkansand in Nicaragua in den Sinn und wie schnell ich da geworden bin. Hier ist der Vulkan genauso steil und ich erwartete, dass es noch schneller werden würde. Ich fragte, ob man auch runterlaufen kann. Sie meinten, dass ich es probieren soll. Und glücklicherweise probierte ich es und jetzt kann ich sagen, dass ich mich geärgert hätte, wenn ich nicht runtergerutscht wäre. Dies hat richtig Spass gemacht. Den ersten Abhang war ich noch etwas verkrampft, aber dann lief es total gut. Ich rutschte gemütlich den Vulkan hinab. Wenn es einen Skilift auf den Vulkan gegeben hätte und man dann von oben wieder runterrutschen hätte können, hätte ich sofort den Skilift genommen und wäre noch einmal runtergerutscht. Wir mussten, dann noch etwas bis zum Bus laufen. Wir nahmen diesmal auch nicht den Skilift wie heute morgen. In Pucón waren wir dann ca. 16:00. Es gab auf der Dachterrasse von Aguaventura noch ein Bier und wir genossen noch einmal den Blick auf den Vulkan, der sich so majestätisch über Pucón erhebt. Traumhaft.

Aus meinem Hostel waren heute sieben Leute auf dem Vulkan. Neben den Eindrücken vom heutigen Tag ist das Hauptgesprächsthema das Wetter. Morgen soll es auch sehr schön werden und dann soll es teilweise kräftig regnen und zwar mehrere Tage, mindestens bis Sonntag. Jeder überlegt, wie und wo man die Regentage am besten verbringen soll. Auch ich überlege, soll ich nach Santiago fahren, soll ich noch irgendwo stoppen. Ich habe noch etwas Zeit, um dies zu entscheiden, jetzt freue ich mich über den schönen Tag heute und auf den morgigen Tag.

Hasta mañana Birgit