Torres del Paine Nationalpark – Tag 1

Ich hatte mich gestern Abend wirklich noch für Variante 3 entschieden und habe den Wecker auf 6:00 gestellt. In den Hütten der Alpen ist man 6:00 nicht allein wach und auf dem Flur, sondern alle sind da schon aufgestanden oder sogar schon losgelaufen. 6:00 im Refugio Paine Grande war anders. Nur einer bereitete sich auf das Loslaufen vor, zwei traf ich noch auf dem Weg zum Bad, ansonsten Ruhe. Auch Frühstück gibt es erst ab 7:00. Ich hatte mir ja gestern überlegt, wie ich laufen soll und dabei bin ich auf die Schliesszeiten der Wege gestoßen und um Variante 3 umsetzen zu können, musste ich vorm Frühstück in Richtung Gletscher Grey laufen, zurück zum Refugio Paine Grande kommen und erst dann frühstücken. Und so habe ich es dann auch gemacht. Mit leichtem Rucksack bin ich 6:30 losgelaufen, die Sonne ging gerade auf. Der Wind pfiff weiterhin ganz schön heftig und da ich dachte, dass der Wind kalt ist, zog ich die Regenkleidung als Windschutz an. Ja aber der Wind war eigentlich nicht kalt, sondern eher warm. Ich lief also eine Stunde Richtung Gletscher Grey. Es war ein wunderschöner Weg und alles wurde so schön in das Morgenlicht getaucht. Ich sah den Gletscher Grey aber nicht, aber ich sah in einer Bucht des Grey Sees schöne blaue Eisberge, die vom Gletscher in den See gefallen sind. Dies war dann der Moment, an dem ich umdrehte. Und zwar exakt nach einer Stunde und nach einer weiteren Stunde war ich wieder im Refugio Paine Grande und frühstückte. So kurz nach 9:00 ging es dann Richtung Westen. Ich muss an dieser Stelle gleich gestehen, dass ich eine Fehlentscheidung bei der Buchung des Wanderpakets getroffen habe, die ich bereue, aber deren Folgen ich heute und morgen tragen muss und dies im wahrsten Sinne des Wortes. Ich hatte mich entschieden, direkt nach der Wanderung auch gleich einen Transport nach El Calafate zu buchen. Dies klang so simpel und ich musste so nicht zurück nach Puerto Natales. Ich habe aber wohl ein paar Minuten zu wenig nachgedacht, was dies genau bedeute. Die eine Folge der Entscheidung ist, dass ich den W-Trek nicht von Ost nach West sondern von West nach Ost gehe. Dadurch klappt dies nicht mehr so gut mit den Übernachtungsplätzen und den Laufzeiten für die einzelnen Wege. Viel blöder ist aber, dass ich keine Möglichkeit hatte, mein Gepäck zu reduzieren. Ja richtig gelesen, ich muss Teile des Weges mit meinem gesamten Gepäck laufen. Und für diese blöde Entscheidung habe ich mich heute schon ab und an verflucht, wie man sich leicht vorstellen kann. Von den insgesamt 12 Laufstunden heute, bin ich 5 mit dem großen Gepäck gegangen. Morgen sind es dann 4,5 Stunden. An den nächsten zwei darauffolgenden Tage muss ich dann aber nicht mehr mit meinem ganzen Gepäck laufen. Ich lief also vom Refugio Paine Grande zum Campingplatz Italiano (11:30). Dort ließ ich mein großes Gepäck und bin dann ins Tal der Franzosen (Valle del Frances) gelaufen und zwar bis zum Ende, dem Aussichtspunkt Britanico (14:00). Dort hat man einen genialen Blick auf die Berge und wird von fast allen Seiten von den Bergen umgeben. Bis dahin war das Wetter gut. Ich bin zwar noch mit den Regensachen als Windschutz nach dem Frühstück gestartet, aber diese Sachen habe ich alle nach und nach ausgezogen und bin sogar einige Zeit im kurzärmligen T-Shirt gelaufen. Am Aussichtspunkt Britanico fing es an zu regnen und hörte bis zum Refugio Los Cuernos auch nicht mehr auf. D.h. nun waren die Regensachen auch zum Schutz vor Nässe und die neugekaufte Regenjacke und die Regenhose bestanden ihren ersten Einsatz bei Regen gut. Auf dem Weg ins Refugio Los Cuernos pfiff der Wind mächtig und zwar so, dass ich mich teilweise kaum auf den Beinen halten konnte. Dies ist vor allem dann ungeschickt, wenn man auf einem Weg mit Steinen gerade so seinen Weg sucht und die Windböe dann so kräftig kommt, dass man irgendwie die Balance halten muss und am günstigsten dabei auch gleichzeitig noch sicheren Schrittes und ohne mit dem Fuß umzuknicken weiterlaufen sollte. Mit Rucksack kann man schnell Spielball des Windes werden, dies habe ich heute gemerkt. Außerdem war ich wirklich froh, dass der Wind von hinten kam und ich nicht noch gegen ihn laufen musste. Ca. 18:30 war ich an meinem heutigen Tagesziel. Im Refugio Los Cuernos war für mich ein Bett im Dorm gebucht. Der Schlafsack lag auf dem Bett als ich ankam, dies ist deswegen erwähnenswert, da ich den Schlafsack nicht auch noch tragen musste. Sehr gut. Das Dorm hat Etagenbetten mit drei Betten übereinander. So sind wir zu neunt in einem Zimmer. Es gibt Duschen mit heißem Wasser, was natürlich nach der Ankunft ein Genuss war. Ich bin recht geschafft nach diesem Tag und bin gespannt, was mir morgen nicht weh tun wird.

Hasta luego Birgit