Venezuela-Reise Tag 4 – nach Caripe

Gefrühstückt haben wir heute 7:00, vorher bin ich noch kurz über den Fischmarkt von Rio Caribe gelaufen. Da das Meer gestern sehr unruhig war, sind wohl weniger Boote heute Nacht auf das Meer zum Fischen gefahren und so waren heute nur drei Stände geöffnet, die frischen Fisch anboten. Keinen der angebotenen Fische kannte ich. Es gab Fische, die wie Thunfisch aussahen, oder Fische, die ähnlich einem Hai aussahen, aber für beide waren sie viel zu klein. Wir fuhren dann 8:00 in Rio Caribe los in Richtung Süden nach Tunapuy. Dort trafen wir den Deutschen Klaus Müller, der seit 48 Jahren hier lebt und einen bzw. seinen ökologischen Traum hier verwirklicht. Er kommt ursprünglich aus der Calwer Gegend und ist von Beruf Architekt, hat aber sein Leben der Natur gewidmet. Er versucht mit seinen Projekten, zerstörte Natur und damit die Lebensräume der Tiere wieder in deren ursprünglichen Zustand zubringen und gleichzeitig versucht er das ökologische Bewusstsein, bei der Bevölkerung zu entwickeln. Letzteres funktioniert am besten durch Arbeit mit Kindern aus Schulen und Kindergärten. Wir fuhren zuerst mit ihm in die Berge nahe Tunapuy. Für die Fahrt sind wir von unserem Kleinbus auf einen Pritschenwagen umgestiegen. Wir hatten einen Blick über die Wälder (Primär- und Sekundärwälder, trockene Regenwälder, Nebelwälder etc.) bis zum Nationalpark Turuépano, an dessen Grenze das Land von Klaus Müller grenzt. Dicke Wolken versperrten uns die weitere Sicht Richtung Meer. Wir spazierten dann bei schönem Wetter etwas die Straße entlang, sahen schöne Blumen, sahen die Trocknung von Kakaobohnen, bekamen bei einer Venezoleanerin einen Saft und fuhren dann mit dem Pritschenwagen zur Hacienda von Klaus Müller und dann fing es an zu regnen. Der Pritschenwagen war offen und wir wurden ganz schön nass. Ich war total durchnässt. In der Hacienda erfuhren wir noch mehr über die Projekte. Außerdem erfuhren wir, dass vor ein paar Tagen der Playboy hier war, um Fotos zu machen. Dies hatten wir gestern auch schon an der Playa Medina gehört. Klaus hofft, dass auch seine Idee mit im Heft sein werden. Ich vermute, dass nackte oder halbnackte Frauen und seine ökologischen Fragen/Ideen/Visionen schwer miteinander kombinierbar sind. Dann hörte der Regen kurzzeitig auf und wir nutzten die Zeit und machten einen weiteren kurzen Spaziergang mit Klaus diesmal in der Nähe seiner Hacienda. Dort gibt es Wasserbüffel, die wir von weitem gesehen haben und viele andere Tierarten. Gestern hatten wir über den an den Küsten von Venezuela lebenden Scharlachibis gesprochen und heute habe ich diese wunderschönen Vögel bei diesem Spaziergang gesehen. Googelt mal “Scharlachibis”, da findet ihr schöne Fotos. Sie waren zwar etwas weit weg, aber trotzdem war dies schon beeindruckend. Wir hatten nicht viel Zeit, aber auch einen gelben Specht sahen wir noch. Wir fuhren dann in ein weiteres Haus von Klaus zum Mittagessen und dann ging es mit unserem Kleinbus in Richtung Caripe weiter. Im Bus zog ich mir erst einmal trockene Sachen an, da ich mich ja nicht erkälten möchte. Im Bus waren eh schon Sachen zum Trocknen aufgehängt, die ich vor zwei Tagen gewaschen hatte, aber die im letzten Hotel nicht trocken geworden sind. Im Laufe der Fahrt ist dann fast alles getrocknet. Bei Caripe gibt es die Alexander von Humboldt Höhle oder Cueva del Guácharo. Guácharo sind Ölvögel und sie leben in dieser Höhle. Sie sind nachtaktiv und haben ein Sonar-Ortungssystem. Wir waren so gegen 17:00 da. Unser Reiseleiter erzählte uns zuerst einiges über die Vögel, über Alexander von Humboldt und über die Höhle. Die Höhlengänge sind ca. 10km lang und sie galt lange als längste Höhle von Venezuela. Das Indianervolk, welches hier früher lebte, bestattete seine Toten im Höhleneingang und sie glaubten, dass die Höhle der Weg ins Jenseits ist. Sie gingen in die Höhle wohl nur 472m hinein, dies ist genau die Stelle, bis zu der noch Tageslicht in die Höhle dringt, danach war es für sie das Reich der Toten. Von diesem Indianervolk hat kein Mensch überlebt, das ganze Volk ist an eingeschleppten Krankheiten gestorben. Alexander von Humboldt respektierte die Sicht der Indianer bzgl. des Reiches der Toten und erforschte die Höhle nur bis 472m. Die Ölvögel wurden auch erstmals von ihm hier erforscht und diese Erforschung ist auch sein erster wissenschaftlicher Erfolg gewesen. Bei Einbruch der Dunkelheit sind wir an den Höhleneingang gegangen und haben den Ausflug der Guácharos beobachtet. Sie fliegen nach Sonnenuntergang heraus und vor Sonnenaufgang wieder in die Höhle rein. Als wir am Eingang der Höhle waren, war es noch recht ruhig, aber nach und nach wurde die Geräuschkulisse immer lauter. Es gab zwei Laute. Zum einen hörten wir das Sonar-Geräusch und zum anderen eine Art Warnschrei. Die Sonar-Geräusche waren ähnlich Kastagnetten. Wir stellten uns vor den dunklen Höhleneingang mit den Händen an den Ohren, damit wir die eindrucksvolle Geräuschkulisse noch besser wahrnehmen konnten. Es war genial. Gegen das restliche Tageslicht sahen wir die Ölvögel aus der Höhle fliegen. Wir fuhren dann nach Caripe und vermutlich, weil es immer noch regnete, waren die Restaurants zu, die unser Reiseleiter kannte und so sind wir zum Abendessen in einer Pizzeria gelandet. Wir aßen alle unsere Pizza auf, damit es morgen nicht auch den ganzen Tag regnet. Erst gegen 20:00 waren wir an unserem Übernachtungsort, der Hacienda Campo Clara in Teresen in der Nähe von Caripe.

Hasta luego Birgit