Panajachel Tag 1

Wie gestern erwartet, konnte ich heute morgen die Schönheit des Sees sehen. Es war zwar nicht ganz wolkenlos, aber die Vulkane am gegenüberliegenden Ufer bildeten eine prächtige Kulisse.

Auch heute zogen bald Wolken auf, erst waren sie weiß dann grau. Scheint die Sonne ist es warm und gibt es graue Wolken ist es kühl. D.h. am Morgen verlasse ich das Hostel und habe ein kurzärmliges T-Shirt, kurze Hosen und Sandalen an. In meiner Tasche sind aber eingepackt Socken, eine Fleece-Jacke und die Hosenbeine, um aus der kurzen Hose eine lange Hose zu machen, und genau so kehre ich am Nachmittag zurück ins Hostel, in langen Hosen und mit Fleece-Jacke.

Ich nahm heute zuerst ein Boot in Richtung San Marcos. Auf dem Weg traf ich einen Amerikaner auf dem Weg zur Arbeit. Meiner Ansicht nach hat er einen super schönen Arbeitsweg. Das Boot hielt mehrmals vorher an kleinen Stegen an, die Fahrt selbst führte, für mich sehr überraschend, an Wassergrundstücken mit sehr schönen Häusern vorbei. Später sah ich auch Angebote eines Immobilienmaklers und stellte fest, dass diese tollen Grundstücke und Häuser auch einen staatlichen Preis haben, ca. 300.000 – 500.000 USD.

Jedes Dorf bzw. Städtchen rund um den See ist für irgendetwas bekannt: Pana fürs Einkaufen, San Marcos ist der spirituelle Ort, San Pedro für Drogen und Party etc., dies erzählte mir der Amerikaner auf der Bootsfahrt. Ich war also zuerst in San Marcos. Wie sollte ich die Spiritualität des Ortes sehen? Es gab einige Yoga-, Reiki- und weitere Angebote in dieser Richtung. Ich dachte, Spiritualität kann man nicht sehen, aber die Schönheit des See kann ich sehen. Ich ließ mich also etwas durch die Straßen treiben und landete an einem kleinen Holzsteg mit wunderschönem Seeblick und setze mich, um dies alles zu genießen. Ja und dann kam Amir, ein israelischer Hippie mit Facebook-Account. Der Holzsteg, auf dem ich es mir gemütlich gemacht hatte, war sein Ort, die Erde, die Sonne, das Wasser anzubeten. Ja die Wahl des Ortes konnte ich sehr gut verstehen. Wir kamen ins Gespräch und da hatte ich die Spiritualität des Ortes San Marcos in einem Menschen, der zutiefst daran glaubt, vor mir sitzen…

Ich nahm dann das Boot und fuhr nach San Juan. Direkt am Bootssteg bot ein Tuktuk-Fahrer eine Tour durch den Ort an. Warum nicht? Ich gehe eigentlich nie auf solche Angebote ein, aber irgendwie passte es für mich heute sehr gut. Ich fuhr also mit Juan Carlos durch San Juan und er war so nett, mir alles erst in Spanisch und dann in Englisch zu erklären. In San Juan ist es wie in allen Dörfern rings um den See, hier ist Spanisch nicht die Muttersprache, die Muttersprache ist eine der hier gesprochenen indigenen Sprachen. Wir waren zuerst bei einer Kooperative von 48 Familien, die Kaffee biologisch anbauen, ernten und später die USA exportieren. Die Ernte ist in wenigen Wochen. Um die Kaffeepflanzen vor zu viel Sonne zu schützen, stehen sie zwischen Avocadobäumen. Dann ging es zu einer Kooperative von Weberinnen. Mir wurde erklärt, wie aus der Baumwolle Stoffe hergestellt werden, inklusive der Herkunft der Farben aus den Pflanzen der Umgebung. Wie schon in Oaxaca fand ich diesen Aspekt der Stoffherstellung am interessantesten. Hier werden die Pflanzen zerkleinert und gemeinsam mit der zufärbenden Baumwolle in kaltes Wasser für 12h getan. Danach wird die Farbe durch Kochen in heißem Wasser gemeinsam mit Bananenblätter fixiert. Bisher kannte ich nur Baumwoll-Sträucher, die ungefähr 70cm hoch sind, hier gibt es Baumwoll-Bäume. Die Baumwolle direkt vom Baum ist weiß, braun oder khaki. Das Weben erfolgt durch die Frauen zu Hause. Es gibt dabei feste Muster, die aber auch variiert werden. Die einheimischen Frauen tragen die gewebten Stoffe ja als Rock und sie können anhand der Muster feststellen, woher die Frau kommt, die diesen Rock trägt. Der Rock der Frauen ist übrigens nur ein Stück Stoff, welches um den Körper gewickelt wird und mit einem Gürtel festgehalten wird. Gleich gegenüber war eine weitere Kooperative von Frauen, die Kräuter anbauen und diese zu Tees, Seife und Shampoo verarbeiten und verkaufen. Es gab einen kleinen Beispielgarten. Für alle Pflanzen erhielt ich die Erklärung, welche heilende Wirkung sie haben, konnte sie riechen und probieren. Nach einem kurzen Stopp an der Kirche und beim Gemeindezentrum ging es vor Tourende noch zu einer Galerie, in der wiederum eine Kooperative Bilder malte und verkaufte. Die Bilder waren sehr farbenfroh und zeigten in naiver Kunst das alltägliche Leben in San Juan mit Kaffee, Weberei, Mais, Fischfang. Nach Tourende bin ich noch ein bisschen durch San Juan gebummelt. Beim Durchfahren war mir aufgefallen, dass viele Häuser mit schönen Bildern bemalt waren und diese habe ich dann noch in Ruhe angeschaut und fotografiert.

Es war kühl geworden, graue Wolken bedeckten von Westen her den Himmel und ich trug nun auch schon die Fleece-Jacke und entschloss mich, zurück nach Pana zu fahren. Ich nahm das Boot nach San Pedro und wechselte dort ins direkte Boot nach Pana. Den späten Nachmittag verbrachte ich auf der Dachterrasse des Hostels.

Hasta mañana Birgit