San Christobal de las Casas Tag 2

Nach einem ausführlichen Frühstück und dem notwendigen Aufwärmen nach einer kalten Nacht in der Vormittagssonne bin ich mit dem Collectivo (Minibus) nach San Juan Chamul gefahren. Dies ist eines der Dörfer, die rings um San Christobal in den Bergen liegen. Die Menschen in diesem Dorf und in weiteren Dörfern sind Tzotzil. Im Dorf selbst waren die meisten Menschen in traditioneller Kleidung gekleidet. Die Frauen, die ich gestern schon in San Christobal gesehen habe, waren vermutlich auch Tzotzil, da sie die gleiche Kleidung trugen, wie die Frauen heute in dem Dorf San Juan Chamul. Die Männer in dem Dorf trugen weiße Hemden und darüber eine Art gewebten Umhang in weißen und schwarzer Farbe. Es hieß, dass man unbedingt in die Kirche von San Juan Chamul gehen sollte. Nach den ganzen Kirchen von gestern, dachte ich, dass dies einfach eine weitere Kirche ist, aber da hatte ich mich ordentlich getäuscht. Was ich dort sehen sollte, hatte ich vorher noch nie gesehen und ist, glaube ich, aktuell eines der beeindruckendsten Erlebnisse auf meiner Reise. Man durfte keine Fotos machen, deshalb muss ich versuchen, die unglaubliche Atmosphäre in dieser Kirche zu beschreiben. Als ich eintrat in die Kirche, sah ich zuerst, dass keine Bänke in der Kirche standen und Hunderte oder auch Tausende Kerzen in der Kirche leuchteten. Dann sah ich, dass der ganze Boden mit Pinien-Nadeln bedeckt war und dass überall Menschengruppen vor Kerzen saßen und beteten. Ich setzte mich, um die Stimmung besser zu erfassen und um die Menschen genauer zu beobachten. Die Menschen kamen in kleinen Gruppen in die Kirche, mit sich hatten sie Kerzen in verschiedenen Größen und Erfrischungsgetränke wie Cola oder Seven Up. Nach dem Eintritt in die Kirche blieben sie stehen und beteten. Einer der Gruppe betete laut, sie sprachen nicht spanisch, sondern vermutlich Tzotzil, was neben der Bezeichnung für die Menschen auch der Name der Sprache ist. Dann ging die Gruppe zu einem freien Platz in der Kirche. Zuerst wurden die mitgebrachten Kerzen sehr ordentlich in Reih und Glied aufgestellt und angezündet. Viele hatten nur weisse Kerzen dabei, andere hatten Kerzen in verschiedenen Farben mit. Dann wurde weiter gebetet. Es fanden dann auch eine Art Reinigung mit Blättern oder mit Hühnereien statt, dabei wurden drei Hühnereier über die Kerzen bewegt und dann damit über das Gesicht, die Arme und die Beine des Menschen gestrichen. Einige der Menschen hatten auch Hühner dabei, was genau mit denen passiert ist, habe ich nicht gesehen. Ich habe aber gesehen, dass mindestens zwei Hühner die Kirche auch wieder lebend verlassen haben. Auffällig war, dass die Erfrischungsgetränke überall getrunken wurden. Ich wusste nicht warum, aber im Reiseführer habe ich später gelesen, dass die Erfrischungsgetränke getrunken werden, damit man rülpsen muss und es wird geglaubt, dass durch das Rülpsen böse Geister vertrieben werden. An den Seiten der Kirche standen in Glasvitrinen viele Figuren von Heiligen, alle waren in Stoffe gewickelt und trugen einen Spiegel um den Hals. Vor den Vitrinen standen Tische und auf jedem Tisch standen unzählige Kerzen und auch direkt davor wurde gebetet. Wenn eine Gruppe fertig mit ihren Gebeten war, verließen sie die Kirche nicht direkt, sondern stellten sich wie nach dem Eintritt in die Kirche in eine Linie auf und beten noch ein Gebet. Die ganze Kirche war erfüllt von leisem Gemurmel der Betenden. Ja dies war eine ganz besondere Atmosphäre. Ich bin dann mit dem Collectivo wieder zurück in die Stadt gefahren, habe gemütlich in einem Café gesessen und habe das Gesehene mir noch einmal in Erinnerung gerufen.

Hasta mañana Birgit